Möbelgeschäft 1938 in der Weidenallee 38/40 „arisiert“

Die Häuser auf der Weidenallee 38/40 gehörten bis zum 6. März 1939 Bernhardt Heinemann. Er musste sie an den Tischlermeister Heinrich Friedrich verkaufen. Der Jude Bernhardt Heinemann betrieb zusammen mit seinem Sohn, Johann Heinemann, einen Handwerksbetrieb (Möbeltischlerei) und einen Möbeleinzelhandel. Auf Anweisung der Gestapo, so schreibt Johann Heinemann später, wurde das Geschäft nach 47 Jahren am 5. Dezember 1938 geschlossen. 

Was Bernhardt und Johann Heinemann widerfuhr, den Verkauf ihres Unternehmen und Grundstücks, war eine von den Nazis verfolgte Strategie der “Entjudung” Deutschlands. Diese Zeit vor den Progromen wurde als “Arisierung” bezeichnet. Hunderte von jüdischen Unternehmen wurden geschlossen oder mussten verkauft werden. Die Heinemanns war hier im Viertel nicht die einzigen. Es gibt weitere wie Ivan Andrade in der Bellealliancestraße 66 oder Heimann Freundlich in der Agathenstraße 7. Es sind aber auch weitere Geschäften betroffen gewesen.

Bernhard Heinemann wurde am 16. August 1867 geboren. Er war mit Elise Lippmann verheiratet, die am am 13. Juli 1874 geboren wurde. Beide hatten drei Kinder: Julius, Johann und Hanna. Lediglich Johann Heinemann, geboren am 5. Juni 1894, hat überlebt. Er und und seine Töchter flüchteten am 11. Oktober 1938 nach Montevideo. Später fand er den Weg zurück nach Deutschland.

Bernhardt und Elise Heinemann wurden am 15. Juli 1942 nur einige hundert Meter von dieser Haus entfernt über die Schule Schanzenstraße (Bahnhof Sternschanze) ins Ghetto nach Theresienstadt deportiert. Bernhardt Heinemann verstarb dort am 19. März 1943. Elise Heinemann wurde am 15. Mai 1944 weiter nach Auschwitz deportiert, wo sich ihre Spur verliert. 


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