„Judenhaus“ Kleiner Schäferkamp 32

1890 wurde das Grundstück von Adolph, Philip, Leonard und Albert Lewisohn gekauft und in Andenken an ihren Vater in das Samuel-Lewisohn-Stift überführt. Der Zweck der Stiftung war die Gewährung von Wohnraum für jüdische Bürger Hamburgs. Es waren acht Frei-Wohnungen vorhanden, die von einer Familie lebten, jeweils mit einer Küche. Die Kellerwohnungen waren vermietet, um mit den Einnahmen Geld für das Stift zu haben. Die Wohnungen sollten notleidenen Menschen zu Gute kommen, die zuvor in besseren Verhältnissen gelebt hatten. Es wurden den Bewohner auch Unterstützungen gewährt.

Im Sommer 1901 besuchte Philip Lewisohn die Wohnungen und stellte 1.000 Reichsmark für Verbesserungen und Verschönerungen für das Stift zur Verfügung. 1907 spendeten die Lewisohn aus New York 100.000 Reichsmark für die Hamburgische Wissenschaftliche Stiftung, der Keimzelle der Hamburger Universität. Nach dem 1. Weltkrieg flossen noch einmal 50.000 Reichsmarkt in das Stift, so dass die Mieter weiterhin mietfrei wohnen konnten. Erst 1938 zwangen die Nazis die Stifte, dass die Mieter pro Kopf vier RM zahlen mussten.

1938 wurde der Jüdische Relegionsverband Hamburg e.V.“ Eigentümer des Grundstücks. 1942 wurde der Verband in die „Reichsvereinigung der Juden in Deutschland“ eingegliedert, die unter der Gestapo-Verantwortung geführt wurde. Nach den Deportationen im Juli 1942 wurde die Häuser zwangsversteigert an die (Nazi) Stadt Hamburg.

Bis April 1942 mussten alle Juden in Hamburg in den „Judenhäusern“ untergebracht wurden. Sie wurden aus ihren Wohnungen vertrieben und in den ehemaligen jüdischen Stiftungen eingewiesen. Bereits 1938 war den jüdischen Bürger/innen das Wohnrecht entzogen.

Das Haus in der Schäferkampsallee 32 war bis zur letzten Deportation am 19. Juli 1942 von 77 Jüdinnen und Juden als Unterbringung zu gewiesen und danach zwangsverkauft. Nach Angaben des Historikers Wilhelm Mosel befand sich eine Person in der Weidenallee, die vor der „Endlösung“ der „Judenfrage“ hier gewohnt hat. Die 77 Namen stammen alle aus den Deportationslisten 1941 – 1945 und sind in der Gedenkstätten Hannoverscher Bahnhof öffentlich einsehbar.

Ablichung denk.mal Hannocerscher Bahnhof

Ab 1940 mussten sich die jüdischen Einwohner durch den gelben “Judenstern” outen. An den Judenhäusern waren ebenfalls “Judensterne” von außen angebracht. In den rund 80 Häusern in Hamburg müssen katastrophale Verhältnisse geherrscht haben. In der Literatur wird von 8 qm pro Familie gesprochen. Den Hamburger Juden war der Besuch von Museen und wissenschaftlich Einrichtungen verboten. Nach 21 Uhr durften sie ihre Wohnungen nicht mehr verlassen. Es war ihnen verboten, Zeitungen zu kaufen u.a.m.

Vor den Häusern erinnert heute Stolpersteine an die deportierten Menschen, die hier lebten, bevor sie in den Tod geschickt wurden. Die Stolpersteinen führen nicht nur die Namen der Menschen auf, auf den Internetseiten der Hamburger Stolpersteine werde ihre Lebens- verläufe und Schicksale dokumentiert. Nach aktuelle Recherche in den Deportationslisten sind für den Kleinen Schäferkamp 32 insgesamt 77 Namen aufgeführt. Der Platz für ihre Stolpersteine wurde den ganzen Fußweg umfassen, um an sie zu erinnern.

Erinnere man sich ihrer

Kleiner Schäferkamp 32
1MarthaSeligmann25.01.187142ManfredMeiberg05.11.1934
2MaxLevin07.09.188043RuthMeiberg27.05.1932
3LillyManfeld25.02.188044BorisFörster09.07.1936
4ErnstRothstein09.08.188145RosaFörster10.04.1887
5AdolfAscher17.12.188546BertaLesheim26.01.1901
6MaxAnke10.01.187347HerbertLesheim09.08.1904
7MinnaBenjamin09.02.187148MarionLesheim14.10.1936
8AlbertBloch17.06.187449RuthLesheim27.05.1930
9AnnaBlumenthal10.08.187650TaneLesheim12.07.1939
10IdaFrankenthal01.10.186751MaxGrossmann14.01.1881
11LeoFrankenthal16.04.186152NathanGrossmann19.11.1912
12FloraGowa03.01.187453LinaScheinwechsler06.09.1875
13LouiseGrün31.12.187354SiegfriedScheinwechsler20.09.1918
14FloraHeymanson06.09.186455EllenWeiss24.03.1933
15AlfredHochfeld23.08.188156GerdaWeiss28.04.1922
16JulieHochfeld23.08.188857LouiseWeiss25.03.1887
17BernhardKatz20.02.186958MartaWeiss28.05.1891
18AgnesKatz25.06.187859ArnoldWittmund21.12.1929
19MarthaKatz13.02.186860ElseWittmund05.07.1901
20RosalieKopperger29.06.187161HarryWittmund28.03.1889
21HenryLevy02.10.186962LisaWittmund27.08.1932
22GertrudMendel30.07.189763GertrudLevisohn01.10.1907
23ManfredMendel01.10.187864ErnstGrossmann26.01.1938
24KurtMoses12.01.189865NannetteGrossmann17.07.1911
25HennrietteMoses27.03.187066SentaGrossmann16.06.1904
26JennyNathan04.06.187667JennyHirsch09.04.1879
27MauriceNathan07.08.186668Itka IdaGoldschmidt21.03.1941
28FloraReuter09.04.187069MargotGoldschmidt05.04.1927
29JuliusRenner16.06.187070WolfGoldschmidt06.04.1887
30HennyRothstein01.12.187271HuldaFränkel03.03.1872
31MarthaSeligmann25.01.187172LotteFränkel20.08.1917
32RechaSchreiber26.03.188973RettyLasowski27.12.1895
33FedorStern01.12.187174SelmaLevisohn07.06.1883
34CäcilieWolff13.09.186675EmmaLewy15.07.1875
35JamesWolff02.01.187376DavidMeyer14.07.1874
36ThyraWolff05.02.187477LinaWeller1.031.878
37AlbertMeyer28.08.1865
38Recha(unleserlich)06.03.1880
39FannyMeiberg06.01.1872
40FriedaMeiberg11.12.1903
41JuliusMeiberg04.04.1897

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert