Deportiert am 15. Juli 1942: Berthie Philipp, Bundesstraße 43

Berthie Philipp wurde am 12. Dezember 1881 als Berthie Sophar in Hamburg geboren. Am 14. Juli 1942, wurde sie von Bundesstraße 43 in Eimsbüttel über die Schule Schanzenstraße ins Getto nach Theresienstadt/Terezin in der CSR deportiert. Mit dem Grenzübertritt verlor ihr die deutsche Staatsbürgerschaft. Ihr restliches Vermögen wurde ihr genommen und vor Ort auch noch das wenige, was sie hatte mitnehmen dürfen. 

Beide lebten zuerst in der Schlüterstraße 44, bevor sie 1930 in die Isestraße zogen. Erst in die Nr. 51, 1934, in die Nr. 52. Nach dem Tod ihres Mannes Rudolph 1936 war sie in den Saling 9 gezogen. Fünf Jahre, bis zum 8. April 1942 konnten sie im Saling 9 wohnen, dann zwang sie die Gestapo, binnen 48 Stunden ihre Wohnung zu räumen. Den jüdischen Menschen war seit 1939 das Wohnrecht genommen worden, so dass die Gestapo sie einfach vertreiben konnte.

Die Anordnung, die Wohnung binnen 48 Stunden zu räumen, damit die Gestapo sie versiegeln konnte, “brachte fast die Katastrophe mit sich.”, schildert sie 1951 in ihren Erinnerungen. “Wollte ich Ihnen die damaligen Vorgänge bei dem Verkauf meiner Sachen schildern, so könnte ich ganze Seiten damit füllen. Die Leute rissen sich die Sachen aus den Händen, drückten mir etwas Geld in die die Hand und verschwanden. Auch Diebstähle waren unvermeidlich…. Zum Schluß wurde der Rest zur Versteigerung abgeholt.” Sie löste ihr Sparbuch auf. Anfang Juni 1942 hob sie noch 500 RM ab. Zusammen mit dem “Erlös” aus der Enteignung ihres Mobiliars hatte sie am Tag der Deportation noch 900 RM bei sich. Die wurden ihr in der Sammelstelle in der Schule Schanzenstraße abgenommen, wo sie von der Bundesstraße 43 am 14. Juli 1942 gebracht worden war. Sie musste die letzen Monate im Warburg-Stift in der Bundesstraße 43 leben.

“Die Beamten saßen an langen Tischen und wir wurden aufgefordert, einzeln an diese heranzutreten. Darauf wurden wir noch eindringlich darauf hingewiesen, dass niemand Schmuck, Wertsachen oder Geld mit sich führen dürfe. Ein Verschweigen könne eine strenge Bestrafung unter Umständen eine Todesstrafe … Ich musste meine Brieftasche herausgeben.” In der Verfügung wurden von der “Verwertung des eingezogenen Vermögens von Reichsfeinden … zugunsten des Deutschen Reichs” gesprochen.

Berthie Philipp wurde im April 1945, wie die dort noch lebenden Getto-Insassen, von der Roten Armee befreit. Im November 1945 kam sie wieder nach Hamburg. 1946 schrieb sie einen Roman, “Die Todgeborenen”, in dem sie ihre Erlebnisse der Deportation und das schwere Leben in Theresienstadt aufschrieb.

Kurz vor ihrem Tod verwendete sie den größten Teil ihres Vermögens zur Gründung der “Rudolph und Berthie Philipp-Stiftung”, die verarmte, ältere Künstler unterstützte und Wohnungen zur Verfügung stellen sollte. Bis heute erfüllt die Stiftung diesen Zweck. Die “Berthie-und-Rudolph-Philipp-Stiftung” gibt es bis heute. So werden aktuell vier Wohnungen bedürftige Künstlern im Jaenisch-Stift in der Tarpenbekstraße zu günstigen Bedingungen zur Verfügung gestellt und durch Vermietung an Künstler:innen.

Trotz des Erlebten durch den NS-Staat bis zur Deportation, das elende und gefährliche Leben in Theresienstadt, die Enteignung – sie kam nach Kriegsende in ihre Geburtsstadt zurück und lebte hier bis zu ihrem Tode am 15. Oktober 1960.

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