Betr.: Altonaer Straße 69/Else, Alice und Erna Gottschalk

Else Gootschalk lebte mit ihren erwachsenen Töchtern, Alice und Erna, seit 1927 in der Altonaer Straße 69, im 3. Stock des damaligen Hauses. Else Hirschfeld wurde 1874 in Hamburg geboren, von Beruf war sie Gewerbelehrerin. Sie zog mit ihrem Partner, Kurt Gottschalk, nach Bolivien. Alice wurde 1907 in Cochabamba, Erna 1910 in Arno/Bolivien geboren. Ihr Mann starb 1917 in Bolivien. Wann Else mit ihren Kindern wieder nach Hamburg kam, konnte ich nicht klären. Sie wohnte von 1925 bis 1926 in der Amandastraße 3 und zog 1927 in die Altonaer Straße 69.

Die Altonaer Straße 69 gibt es nicht mehr. Heute findet im Erdgeschoss REWE unter der Adresse 67.Darüber befinden sich Ihre Mietwohnungen.

Wie sah die Ausgrenzung von Menschen in der NS-Zeit aus?

Bis 1940 war es die Absicht des NS-Systems, die jüdischen Menschen oder die Sinti und Roma möglichst aus Deutschland zu vertreiben. Mit den „Nürnberger Gesetzen von” 1935 waren beide Gruppen als schädlich für das deutsche Blut angesehen. Beziehungen mit der Mehrheitsgesellschaft wurden als „Rassenschande“ juristisch verfolgt. Ab September 1941 mussten sie einen „Judenstern“ sichtbar tragen. Sie verloren das Wohnrecht und konnten aus ihrer Mietwohnung innerhalb kürzester Frist gekündigt werden. Besuch öffentlicher Kultureinrichtungen wie ein Kinobesuch waren für sie verboten u.v.a.m. 

Was passierte am 6. Dezember 1941?

Ab Oktober 1941 wurden jüdische Menschen in den Osten deportiert, um sie dort zu ermorden. Die NS-Führung hatte die Vernichtung aller 10 Millionen in Europa zum Ziel erklärt (Wannsee-Konferenz). Am 25. Oktober 1941 fand die erste Deportation aus Hamburg nach Lodz statt.  Dazu gehörte Jenny Eckstein aus der Schanzenstraße 119/Ecke Altonaer Straße. Aus der Agathenstraße 3 war es  u.a. die Familie Königsbruch. Aus dem Kleinen Schäferkamp 32 die Familie Förster und Leuheim oder die Familie Beer aus der Bartelsstraße 76/Ecke Altonaer Straße. Weitere Deportationen erfolgten am 8. und 18. November 1941. 

Am 6. Dezember 1941 wurden 753 jüdische Menschen, die in Hamburg lebten, nach Riga in Belorussland verschleppt. Zu ihnen gehörten auch Else, Alice und Erna Gottschalk. Ein Teil der Menschen wurde über den Schlachthof (Veterinärstation/ Viehbahnhof Sternschanze) verschleppt. Ob die drei dazu gehörten, konnte ich nicht klären. Insgesamt wurden 34 Menschen aus den Wohngebieten um den Sternschanzen-Bahnhof am 6. Dezember 1941 deportiert. 

Da das Getto in Riga bereits mit lettischen Juden überfüllt war, schuf die SS mit einer Mordaktion „Platz“ für die Neuankommenden. Deshalb wurde der Hamburger Transport während der Fahrt in das nahe bei Riga gelegene, heruntergekommene „Gut Jungfernhof“ umgeleitet, wo sie im strengen Winter in provisorisch eingerichteten Scheunen und Viehstellen untergebracht wurden. Einige starben bereits vor ihrer Ankunft in den ungeheizten Güterwaggons, fast alle, die den Winter überlebt hatten, wurden im März 1942 in einem Wald bei Riga erschossen. Der Todestag der von Else, Alice und Erna Gottschalks aus der Altonaer Straße 69 ist nicht bekannt.

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