Den 9. November 1938 nicht vergessen!

Kundgebung am Donnerstag, den 9. November 2023 um 18 Uhr, vor der Ganztagsgrundschule Sternschanze, Höhe Altonaer Straße

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 brannten in Hamburg die jüdischen Gotteshäuser, auch die Bornplatz-Synagoge im Grindelviertel. Nicht nur sie wurden in Brand gesteckt, jüdische Geschäfte wurden zerschlagen, fast 1.000 jüdische Männer wurden von der Hamburger Polizei festgenommen und viele von ihnen in KZs verschleppt. 

Das Zigarrengeschäft von Iwan Andrade in der Bellealliancestraße 66 wurde zerlegt. Er gehörte zu denen, die willkürlich in der Polizeistation in der Bundesstraße 96 inhaftiert und von hier in das  KZ Sachsenhausen verschleppt und misshandelt wurden. Paul, Alfred und Simon Belmonte aus der Schäferkampsallee 11 wurden, nach dem sie aus dem KZ entlassen waren, in Hamburg erneut inhaftiert  und am 29./30. April 1939 im Zuchthaus Fuhlsbüttel totgeprügelt. In der heutigen Susannenstraße vor dem damaligen Milchgeschäft Heins stieß nach Angaben aus der Nachbarschaft der SA-Mob vor der Nummer 3 erst die Milchkannen um, dann wurden die Ladenfenster eingeschmissen.  

Für die in Hamburg noch lebenden jüdischen Familien war es der letzte Anlass, Deutschland zu verlassen. Es kam zu einer Ausreisewelle, vor allem die Kinder sollten gerettet werden. Über den Altonaer Bahnhof wurden für hunderte Kinder unter 16 Jahren Kindertransporte organisiert, die vor allem nach England, aber auch Frankreich und Schweden führten. Erika Freundlich, deren Familie die Hansa-Apotheke an der Ecke Fruchtallee/Vereinsstraße gehörte, sah ihre Eltern am 14. Dezember 1938 das letzte Mal. 

Mit dem 9. November 1938 begann eine neue Etappe der Verfolgung der jüdischen Menschen, hin zum offenen Terror. Bereits einige Tage vorher, am 28. Oktober 1938, waren 1.000 jüdische Menschen aus Hamburg über den Altonaer Bahnhof  an die damalige deutsch-polnische Grenze nach Zsx??xfg deportiert worden. So auch viele jüdische Nachbarn, deren Eltern einst in Polen geboren wurden, wie die Familie Herrmann und Schreiber aus der Juliusstraße 35, die Frenkels aus der Bartelsstraße 9 im Schanzenviertel oder Pohoryles aus der Schäferkampsallee 22

Wir wollen mit einer Kundgebung am  9. November 2023 um 18 Uhr an die Pogrome gegen jüdische Menschen vom November 1938 erinnern. Die Gesellschaft damals war einverstanden, dass der Mob brandschatzend durch die Straßen gehen konnte. Die antisemitische Hetze von Staat und Politik, die gleichgeschalteten Medien hatten eine Gruppe von Menschen in der öffentlichen Meinung  komplett isoliert und ihnen verschwörerische Eigenschaften zugewiesen, die der deutschen „Rasse“ Schaden zufügen würden und die im Blut der jüdischen Menschen genetisch codiert gewesen sein sollten. 

Heute leben wir in einem demokratischen Rechtsstaat. Antisemitismus, Antiziganismus und Rassismus werden nicht toleriert. Dennoch werden sie wieder mehr und mehr salonfähig gemacht, manchmal versteckt hinter Verschwörungserzählungen, manchmal hinter der Fassade einer Holocaust-Relativierung. 

Mit der Kundgebung wollen wir erinnern, aber auch Haltung gegen Rechts einnehmen. Unsere Demokratie und die sozialen Rechte müssen verteidigt werden. Meinungsfreiheit und -Vielfalt sind ein wichtiges Zeichen unserer Demokratie, in der aber Antisemitismus mit Blick z.B. auf den 9. November 1938 keinen Platz hat.

Wir laden Sie ein: Kommen Sie zu unserer Kundgebung am Donnerstag, den 9. November 2023 um 18 Uhr, vor dem Eingang der Ganztagsgrundschule Sternschanze an der Altonaer Straße 38!