Rosalie Hansen, Clara und Gerda Philip, Felix von Halle aus dem Schulterblatt 84 – deportiert am 6. Dezember 1941

Vor fast 84 Jahren, am 6. Dezember 1941, wurden vier Bewohner:innen aus dem Haus Schulterblatt 84 von Hamburg nach Riga deportiert. Insgesamt waren es fast 753 jüdische Menschen aus Hamburg – nur 27 von ihnen erlebten die Befreiung Deutschlands.

Clara Philip (geb. 1877) und ihre Tochter Gerda (geb. 1905), Felix von Halle (geb. 1885) und Rosalie Hansen (geb. 1899) waren die vier Verschleppten aus dem Schulterblatt 84. Für die drei liegen Stolpersteine vor dem Schulterblatt 84. Rosalie Hansen gehörte zu den Überlebenden.

Was ist über Rosalie Hansen bekannt?

Hallo Rosalie Hecht wurde am 25. Februar 1899 in Altona geboren. Sie wuchs mit fünf Geschwistern auf – keiner von ihnen überlebte den Holocaust. Ihre Schwester Flora nahm sich am 16. Juli 1942 das Leben, nachdem sie die Deportationsanordnung für den 19. Juli 1942 (über die Schule Schanzenstraße) erhalten hatte. Ihre Schwester Bertha (geb. 1895) wurde am 23. September 1940 in einer sogenannten „Pflegeanstalt“ in Brandenburg ermordet, weil sie als krank und damit als „Schaden für das deutsche Blut“ angesehen wurde. Charlotte (geb. 1890) wurde am 25. Oktober 1941 nach Łódź deportiert und ermordet. Ihr Bruder Jakob (geb. 1895) starb am 25. März 1942 im KZ Groß-Rosen. Die Eltern, Regina und Hermann Hecht, waren bereits in den 1930er Jahren im hohen Alter in Hamburg verstorben.

Rosalie besuchte die Israelitische Töchterschule in der Karolinenstraße und arbeitete nach dem Schulabschluss als Modistin in einem Hutmachergeschäft. Ihr Vater führte ein Schuhgeschäft, in dem sie später ebenfalls aushalf. Einen Ausbildungsberuf ergriff sie jedoch nicht. Bis zu ihrer Heirat im Jahr 1933 lebte sie im elterlichen Haus. Der zunehmende Antisemitismus führte dazu, dass sich ihr Mann bereits 1934 von ihr scheiden ließ. Anschließend war sie in verschiedenen prekären Beschäftigungen tätig – zunächst in einer Gaststätte, später als Haushaltshilfe.

Sie wohnte nach ihrer Trennung in der Annenstraße 4 (St. Pauli), ab 1936 in der Rosenhofstraße 20 und ab dem 18. Mai 1937 als Untermieterin im Schulterblatt 84 – bei Familie Sasse.

Seit  Anfang 1941 war sie zur Zwangsarbeit in einem Hamburger Betrieb verpflichtet, dessen Name in den erhaltenen Unterlagen leider nicht verzeichnet ist. Am 6. Dezember 1941 wurde sie nach Riga deportiert. 

Das Ghetto in Riga war ein abgesperrter Stadtteil, in dem im Dezember 1941 rund 25.000 jüdische Menschen aus Deutschland und Österreich deportiert wurden. Etwa die Hälfte von ihnen wurde im nahegelegenen Wald von Bikernieki erschossen. Nach der Auflösung des Ghettos im November 1943 wurden viele Häftlinge in das KZ Kaiserwald (ebenfalls ein Stadtteil in Riga) gebracht. Im August 1944 kam Rosalie Hansen mit mehreren Tausend Häftlingen in ein Außenlager des KZ Stutthof bei Danzig, da die Rote Armee Litauen befreite. Sie berichtete später: „Ich war bis November 1944 im KZ Riga, dann gingen wir mit der SS auf Transport nach Thorn. Dort wurden wir in der Festung 13 untergebracht. Wir blieben dort bis Dezember, dann kamen wir in der Vorstadt Thorn in ein (anderes) Lager. Dort blieben wir bis etwa 22. Januar 1945. Dann wurden wir zu Fuß über die Weichsel getrieben und waren ungefähr am 25. Januar in Bromberg. In einem Dorf bei Bromberg hat die SS uns sitzen lassen, und wir wurden von der Roten Armee befreit.“ 

Am 29. Oktober 1945 kehrte sie nach Hamburg zurück. Ob sie zu diesem Zeitpunkt wieder in ihrer alten Wohnung im 3. Stock des Schulterblatts 84 lebte, ließ sich nicht feststellen. Es gibt eine Luftaufnahme vom Mai 1945 auf das Schulterblatt, dass die gesamte Häuserzeile zwischen Susannenstraße und Rosenhofstraße als vollständig intakt zeigte. Aus Unterlagen geht nur hervor, dass sie 1949 in der Rosenhofstraße 1 zur Untermiete wohnte. In den 1960er Jahren lebte sie in der Susannenstraße 11.

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