Ruth Meyer aus der Israelitischen Töchterschule

Ruth Meyer wurde am 19. November 1935 in Hamburg geboren. Sie lebte zusammen mit ihren Eltern, Gerda Cohen und Julius Meer in der Karolinenstraße 35. Ihr Vater, Julius Meyer, war 15. Mai 1907 in Hildesheim geboren. Ihre Mutter, Gerda Meyer war am 31. März 1909 in Düsseldorf. Beide waren seit 1932 und wohnten zuerst im Pfauenweg 35 in Barmbek.

Julius hatte er den Beruf eines Feinmechanikers erlernt und war bis zu seiner Entlassung durch die Nazis am 14. Juli 1933 beim Telegrafen-Zeugamt in Lokstedt beschäftigt. “Am Tage seiner Entlassung sollte er in den Beamtenstand erhoben werde, wurde aber stattdessen als Jude entlassen”, erinnerte sich seine Schwester Anni Böhm 1959. Seit dem 1. November 1935 war er Hausmeister an der Israelitischen Töchterschule. Die Familie lebte seitdem in einer Dienstwohnung der Schule. Am 19. November 1935 kam Ruth zur Welt.

In ihrem ersten und einzigen Zeugnis, das Ruth in ihrem kurzen Leben erhielt, wurde ihre musikalische Begabung besonders hervorgehoben.Sie sei ein  „musikalisch begabtes“ Mädchen, das „gut erzählen .. und schnell und sicher rechnete“ konnte.

Mit der Schließung der Israelitischen Töchterschule am 14. Mai 1943  mussten die drei in ein sogenanntes Judenhau,  in der Bogenstraße 25, ziehen.  Von dort schrieb Julius Meyer am 15. Juli 1942 über das Deutsche Rote Kreuz eine kurze Nachricht, die nicht mehr als 25 Worte umfassen durfte, an seine Schwester Anni in Haifa: „Sind gesund, Eltern Dezember nach Riga, …, wir Sonntag nach Theresienstadt … Hoffen gesundes Wiedersehen. Innigste Küsse, Julius, Gerda, Ruth“.

Alle drei wurden am 19. Juli 1942 über die Schule Schanzenstraße/Altonaer Straße nach Theresienstadt deportiert. Die Eltern von Julius, David und Golda Meyer, waren bereits am 6. Dezember 1941 nach Riga deportiert worden. Sie waren bereits seit 1939 gezwungen,  im „Judenhaus“ im Kleiner Schäferkamp 32 leben zu müssen. 

Gerda Meyer starb am 30. April 1944 im Ghetto Theresienstadt. Ihr Ehemann Julius wurde am 28. September 1944 mit rund 2500 Personen nach Auschwitz deportiert und überlebte nicht.  Am 9. Oktober 1944 wurde Ruth mit rund 1600 Personen nach Auschwitz verschleppt, wo sie am 12. Oktober eintrafen. Vermutlich wurde sie noch am selben Tag oder aber am darauffolgenden Tag ermordet, denn das „Kalendarium der Ereignisse im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau 1939–1945“ enthält für diesen Tag den Eintrag: „In der Gaskammer des Krematoriums II werden 2.000 jüdische Männer, Frauen und Kinder getötet. Sie stammen aus Transporten des RSHA (= Reichssicherheitshauptamt) aus der Slowakei und aus dem Getto Theresienstadt und wurden tags zuvor selektiert.“ 

Heute erinnern Stolpersteine für Ruth, Gerda und Julius Meyer vor der Gedenkstätte der Israelitischen Töchterschule in der Karolinenstraße 35.

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