In der Bellealliancestraße 60 wohnten jüdische Menschen, die unter den Nazis verfolgt und misshandelt wurden und oft den Terror nicht überlebten. Meta und Heimann Freundlich hatten bis zum 31.12.1938 ein Klempnergeschäft, in der Agathenstraße 7. Da man im damaligen Deutschland nur noch „Arier“ haben wollte, wurden auch jüdischen Handwerker gezwungen, ihre Geschäfte zu schließen oder verkaufen. Die Freundlichst leben“ in der Eimsbütteler Chaussee 15, wo zwei Stolpersteine an sie erinnern. Ohne Einkommen mussten sie die Wohnräume kündigen und zogen in die Bellealliancestraße 60. Das Paar bekam zeitweilig – wie viele andere – zunächst noch finanzielle Hilfe von der Jüdischen Gemeinde. Beide wurden am 8. November 1941 nach Minsk deportiert. Für Meta liegt ein Todesnachweis vor, Heimann gilt als verschollen wie auch Metas Schwester Frieda, die ebenfalls 1941 nach Minsk verschleppt worden war.
Mieter in der Bellealliancestraße 60 war auch Ivan Andrade. Er betrieb mit seiner Frau einem Pfeifenhandel und verkaufte Zigarren in der Belleallinacestraße 66. Sein Geschäft und auch das vom Artur Prager, der eine Drogerie in der Bellealliancestraße 68 betrieb, wurden in der Reichsprogromnacht am 9. November 1938 von SS-Horden zertrümmert. Ihr Mitmieter, Ivan Andrade, wurde in dieser Nacht von den Nazis festgenommen und ins KZ Sachsenhausen verschleppt. Er starb im Dezember 1946 an den Folgen schwerer Misshandlungen.
In jeder Straße rund um die Bellealliancestraße finden Sie NS-Opfer
In jeder Straße und vor vielen Häusern finden Sie Stolpersteine, die an NS-Opfer erinnern. Es kommen immer weitere dazu, so kürzlich ein Stein, der an Ida Silberberg erinnert, die in der Vereinsstraße 54 lebte. Es gibt noch mehr NS-Opfer in Ihren Straßenzügen als es Stolpersteine gibt. Die Opfer in ihrer Nachbarschaft waren Widerstandskämpfer, ob Kommunisten oder Sozialdemokraten (Vereinsstraße 7, 89, 59, Amandastraße 41). Sie wurden ermordet, weil sie krank (Fettstraße 1) oder Homosexuell (Vereinsstraße 39, Lindenallee 44) waren. Massenhaft wurden jüdische Menschen erst gemobbt, dann verfolgt, enteignet, in den Tod getrieben und im KZ ermordet (Vereinsstraße 7, Lindenallee 44, 24-30, Amandastraße 78, Altonaer Straße 63, Margaretenstraße 40, Bellealliancestraße 27). Es gab hunderte Zwangsarbeiter in der Nähe ihres heutigen Wohngebiets, die in Lagern festgehalten und tagsüber zur Zwangsarbeit eingesetzt wurden (Schulterblatt/Eimsbütteler Chaussee, Altonaer Straße). Ein gleiches Bild ergibt sich rund um die Straßenzüge der Weidenallee oder dem Schulterblatt.