Zwangsarbeiter in der Weidenallee 10 bc und 37

Hitlers Krieg und dessen späterer Verlauf führte dazu, dass immer mehr deutsches Personal zur Wehrmacht einberufen wurde und Arbeitskräfte fehlten. Die Rüstungsproduktion musste aber forciert werden. Von der Wehrmacht wurden Millionen Menschen nach Deutschland verschleppt, hinzu kamen auch die kriegsgefangenen Soldaten aus Polen und der Sowjetunion, aber auch Frankreich, den Niederlanden, Serbien, Italien (ab September 1943)  u.a. Ländern. 

Im Hinterhof der Weidenallee 37 war der Standort des damaligen Rüstungsunternehmen Anton Kaeser, dass seinen ursprünglichen Standort zu Beginn des 20. Jahrhunderts zuerst im Klocksweg hatte, dann aber im Weidenstieg 7 bzw. Schäferkampsallee 46 (Kontor) und der Weidenallee 36, Haus 3 bis 5. Seit 1943 war die Produktion in der Weidenallee 37. Anton Kaeser belieferte die Kriegs- marine in der NS-Zeit und setzte in seinem Unternehmen französische Zwangsarbeiter ein. Später schlossen sich Anton Kaeser und R.Noske Nachf. zusammen, dass auch 29 italieni- sche Militärinternierte in der Arnoldstraße 26-30 einsetze. Daraus entstand später der Rüstungskonzern Noske & Kaeser, der bis heute von der Kriegsproduktion lebt. In der Weidenallee 37 im Hinterhof ist der Abgang in die Tiefen des Gebäudes heute versiegelt.

Im Gewerbehaus in der Weidenallee 10 bc waren auch zwei Unternehmen, die Zwangsarbeiter*innen für ihre Kriegs- produktion einsetzen. August F.M. Bonhoff hatte das Gewerbehaus 1910 gebaut und lieferte bereits im 1. Weltkrieg Kantinen für die Kriegsmarine. Gefunden habe ich, dass das Unter- nehmen hier 18 italienische Militärinternierte als Zwangsarbeiter in der NS-Zeit einsetzte. Nach meinen Recherchen hat das Unternehmen sich nicht am Entschädigungsfonds der deutschen Wirtschaft für Zwangsarbeiter beteiligt und antwortet nicht auf meine Anfragen. Fast 80 Jahre sind seitdem vergangen und das Schweigen spricht für mich Bände. Es gehört zu den wenigen Unternehmen, die sich so verhalten. Selbst bezeichnet es sich als Traditionsunter- nehmen. Es gibt auf seiner Web-Seite an, dass sie Rüstungsaufträge erfüllten, so zur Herstellung von Teilen für die Flugmotorenfertigung. Von den Zwangsarbeiter*innen in der NS-Zeit keine Wort. 

Das zweite Unternehmen im Gebäude war das Rüstungsunter- nehmen Wilhelm Schriever. Einst nur mit kleiner Produktion im 2. Stock der Weidenallee 10 bc, musste 1940/1941 die jüdische Werkschule im 3. und 4. Stock 1940/1941 für die Fertigung von Munitionskisten Platz machen. Seit 1941 wurden 50 sowjetischen Zwangsarbeiterinnen hier eingesetzt. Seit 1943 waren es  46 italienische Militärinternierte (IMI) und auch noch französische Zwangsarbeiter. Wahrscheinlich lebten die IMIs in Zwangsarbeitslager in der Schilleroper. Ein französischer Zwangsarbeiter kam aus einem Lager in Billstedt.

In Hamburg waren von 1939 bis 1945 insgesamt eine halbe Millionen Zwangsarbeiter*innen. Von den rund 15.000 italienische Militärinternierten in Hamburg kamen ca. 1.400 ums Leben. Sie waren auf über 200 Zwangsarbeitslager in Hamburg verteilt.

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