„Judenhaus“ Schäferkampsallee 29

Heute sind eine Niederlassung des Max-Planck-Institut für Meterologie, ein Medizinisches Pyschotherpieteam und eine Medizinische Praxis Mieter in der Schäferkampsallee 29. An die Geschichte des Hauses erinnern sechs Stolpersteine. Das es sich um ein Judenhaus handelt, hier ein kleines Krankenhaus der Jüdischen Gemeinde bis 1958 war, erinnert äußerlich nichts.

1898 wurde das Grundstück in der Schäferkampsallee 29 gekauft und das Pflegeheim begründet. Es handelte sich um ein Vermächtnis von Louis Lachmann und einer Schenkung von Hermann Pincus. Aus einem Bericht aus dem Jahr 1935 geht hervor, dass es in dem Heim Platz für 30 Insassinnen und Insassen gab, die Mehrzahl Frauen. Lediglich sechs Männer wurden damals betreut. „Sämtliche Zimmer, teils Einzelzimmer, teils Zimmer für zwei oder drei Personen, sind von vorbildlicher Luftigkeit erfüllt. Alles ist hell, es gibt keine dunklen Ecken in den Räumen. Jedes Zimmer hatte entweder einen Balkon oder hellen Erker.“ „Die Verpflegung ist vortrefflich und reichlich.“ Geleitet wurde das Pflegeheim von Oberschwester Amalie Noafeldt, die mit dem Deportationszug vom 19. Juli 1942 über den Schulhof der Volksschule Schanzenstraße/Bahnhof Sternschanze ins KZ Theresienstadt verschleppt wurde. Es gab zwei Schwestern, die sich um die Pflege der Anwohner/innen kümmerten wie auch eine ärztliche Betreuung. Zwei weitere Frauen war für die Verwaltung zuständig, für die Hausarbeit gab es „drei weibliche Hilfskräfte.“ (Hamburger Familienblatt Nr. 25. vom 29. Juni 1935).

Im August 1942 zog das Isrealitische Krankenhaus in die Schäferkampsalle 29 ein, das aus seinen bisherigen Standorten vertrieben wurde. Es verlor seinen bisherigen Status und war nur noch eine „Krankenstation Hamburg“. Im Januar 1943 wurde sowohl das Krankenhaus wie auch das Schwesternheim als Stiftungen aufgelöst und verloren ihre rechtliche Selbstständigkeit. Die Stiftungen wurden der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland zugeordnet. Das bedeutete für die Versorgung, dass es finanziell von dem Mitteln der Reichsvereinigung abhing. Das Krankenhaus versorgte bis zur Befreiung am 3. Mai 1945 jüdische Patientinnen und Patienten. Es sollen in dem Krankenhaus bis zu diesem Zeitpunkt 40 Menschen überlebt haben. Das Krankenhaus behielt seinen Betrieb aufrecht. 1946 wurde ein kommissarischen Kuratorium für die Verwaltung eingesetzt. 1960 erfolgte der Umzug in den Neubau im Orchideenstieg.

Die Nazis wollten ein „judenfreies“ Hamburg. Menschen wurden dafür ab 1938/1939 aus ihren Mietwohnungen vertrieben und über einen längerer Zeitraum in 84 Judenhäuser in Hamburg zwangseingewiesen. In der Zeit von 1940 bis 1942 waren 49 jüdische Bürgerinnen und Bürger Hamburgs unter schwierigsten Bedingungen auch in dem Haus in der Schäferkampsallee 29 zusammengepfercht. Über ihre letzten Wohnadresse in Hamburg ging dann ihr tragischer Weg zu den Sammelstellen wie der Schule Schanzenstraße, von dort zum Hannoverschen Bahnhof (hinter dem heutigen SPIEGEL Gebäude).

Erinnere man sich ihrer!

Die Mieter und Beschäftigten in der Schäferkampsallee 29 wurde über eine geplante Reinigung der Stolpersteine vorab informiert. Hier die Nachbarschafts-Information.

06.12.1941 Riga
Ruth Warneckgeboren am 05.10.1920
15. Juli 1942 Theresienstadt
Ernst Alsberggeboren am 08.06.1879
Gertrud Alsberggeboren am 15.01.1895
Martha Baumgartengeboren am 27.12.1866
Miana Bachrachgeboren am 11.01.1862
Helene Bauergeboren am 26.03.1860
Katharina Behrendgeboren am 18.02.1872
Luise Dessaugeboren am 19.07.1863
Klara Druckergeboren am 10.04.1863
Gertrud Feisgeboren am 10.04.1913
Martha Gobertgeboren am 15.01.1856
Rosa Goldsteingeboren am 29.12.1868
Ida Gowageboren am 06.04.1855
Martha Graeckergeboren am 30.12.1861
Julia Hemelgeboren am 13.11.1859
Lina Marxgeboren am 13.10.1863
Johanna Oppenheimgeboren am 26.05.1860
Jenny Jenopergeboren am 31.12.1870
Jenny Wesselowskigeboren am 20.05.1867
Adolph Jonngeboren am 20.08.1867
Paula Spirogeboren am 12.02.1874
Salomon Schomergeboren am 06.07.1853
Regina Schreibergeboren am 24.11.1876
Sophie Londongeboren am 12.04.1888
Fanny Löwenberggeboren am 26.12.1855
Olga Löwengardgeboren am 28.03.1864
Bernhard Levygeboren am 05.07.1889
Bertha Levygeboren am 16.03.1889
Lea Seliggeboren am 09.09.1855
Hanni Seligmanngeboren am 20.08.1870
Eva Mathiasongeboren am 27.07.1900
Fritz Reichgeboren am 31.08.1868
Moses Wormsergeboren am 09.01.1886
23.02.1943 Theresienstadt
Albin Gersogeboren am 24.08.1866
  
10.03.1943 Theresienstadt 
Ella Michaelgeboren am 19.09.1920
Werner Dawidowiczgeboren am 23.01.1922
  
24.03.1943 Theresienstadt 
Gertrud Stillschweig geboren am 24.05.1907
Berl Beitgeboren am 07.07.1941
Bertha Beitgeboren am 06.05.1913
Werner Beitgeboren am 28.06.1917
  
5.5.1943 Theresienstadt 
Minna Schwarzenhausergeboren am 06.09.1889
  
09.06.1943 Theresienstadt 
Minna Josephsongeboren am 10.09.1893
  
23.06.1943 Theresienstadt 
Bertha Schwarzgeboren am 26.07.1876
Hermann Steifmanngeboren am 26.01.1886
Magaretha Magnusgeboren am 14.08.1889
Heinrich Harthgeboren am 08.04.1866
Meyer Jelenewskigeboren am 01.04.1866
Rudolf Borgzinnergeboren am 17.04.1896
  
14. Februar 1945
Emma Weilandgeboren am 08.11.1871

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