Kundgebung am 15. Juli 2020 zur Erinnerung an Deportationen von 1942

Am Dienstag, den 15. Juli 2020 findet um 17:30 Uhr eine Kundgebung vor dem Bahnhof Sternschanze statt. Es soll an die Deportation von über 1.700 jüdischen Menschen über die damalige Volksschule Schanzenstraße (Altonaer Straße) am 15. und 19. Juli 1942 nach Theresienstadt erinnert werden. Am Bahnhof und auf dem Schulhof erinnern Tafeln an das damalige Geschehen. 2019 fand erstmals eine Kundgebung statt, um die Erinnerung wach zu halten. Hier der Aufruf zur Kundgebung 2020:

Liebe Nachbarn,

wir möchten Sie zu einer Kundgebung am Dienstag, den 15. Juli 2020 um 17.30 Uhr vor dem Bahnhof Sternschanze einladen, um der Jüdinnen und Juden zu erinnern, die am 15. und 19. Juli 1942 über den Schulhof der damaligen Volksschule Schanzenstraße deportiert wurden.

Es ist ein trauriges Ereignis, was in den damaligen Hamburger Schulferien im Sommer 1942 ereignete: 1.700 jüdische Menschen wurden über den Schulhof ins Ghetto nach Theresienstadt deportiert. Hier starben sie oder wurden in die Vernichtungslager gebracht, um dort ermordet zu werden. Nur wenige Menschen dieser beiden Deportationen, von denen es zwischen 1940 und 1945 zwanzig in Hamburg gab, überlebten das. Bereits 1938 begannen die systematischen Vertreibungen in Hamburg. 900 politische Juden wurden in der so genannten „Polen-Aktion“ aus Deutschland deportiert. Im Mai 1940 wurden 900 Sinti und Roma aus Hamburg und aus anderen norddeutschen Städten in Zwangsarbeitslager nach Bełżec in Polen deportiert.

Aus heutiger Sicht ist unfassbar, dass Nachbarn gejubelt haben, als die Deportationswagen der Hamburger Polizei von hier zum Hannoverschen Bahnhof, heute der Lohseplatz in der Hafencity nahe dem Hamburger Hauptbahnhof, an ihnen vorbeifuhren.

Es gibt rund um den Bahnhof Sternschanze, im Schanzenviertel um das Schulterblatt oder dem Weidenviertel um die Weidenallee keine einzige Straße(!), wo es nicht Namen von Opfer der NS-Diktatur zu benennen gibt. Vor allem waren es jüdische Menschen, aber es waren auch Kommunisten und Sozialdemokraten, Homosexuelle, Transgender-Personen oder Kranke, die von den Nazis vernichtet wurden. In unseren beiden Wohngebieten gab es hunderte Zwangsarbeiter und verschiedene Lager, in denen sie hausten. Ob in der Piano-Fabrik im Schulterblatt, dem Theater des Westens, heute auf Höhe des Delphi-Show-Theaters in der heutigen Eimsbütteler Chaussee, in der Weidenallee 10 b/c befand sich ein Zwangsarbeiterlager wie auch in der Schäferkampsallee 56. Der Stolperstein vor dem Flora-Theater erinnert an den berühmten Sinto Boxer Johann „Rukeli“ Trollmann, der 1933 dort seinen letzten Sieg als Profiboxer erkämpfte. Im Sommer 1944 wurde Trollmann im Außenlager Wittenberge erschlagen.

Wir wollen eine Kundgebung vor der Erinnerungstafel am Bahnhof Sternschanze durchführen, um an die Opfer des NS-Regimes zu erinnern, die verfolgt und ermordet wurden. Wir wollen deutlich machen, dass so etwas nie wieder passieren darf und sie deswegen nicht vergessen werden dürfen.

Hier das Plakat als pdf.

Ein Kommentar

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