Lehrerin, 1933 aus dem Schuldienst entlassen: Martha Nathan, Schule Schanzenstraße/Laeiszstraße

Martha Nathan war Lehrerin und wurde 1933 aus dem Schuldienst geschmissen, nach dem die Nazi, in einer Koalition mit anderen konservativen Parteien, im März 1933 den Hamburger Senat stellten. Sie unterrichtete in der Schule Schanzenstraße (Schanzenviertel) und später in der Laeiszstraße (Karolinenviertel).

Was ist über die Familie Nathan bekannt?

Bianca Michelsen war mit Anton Nathan (geboren am 29. Juni 1860) verheiratet und sie waren Mitglieder der jüdischen Gemeinde. Sie hatten zwei Kinder, Martha (geboren am 18. Oktober 1884) und Recha (geboren am 21. Januar 1887). Die längste Zeit, seit 1912, wohnten sie in der Hoheluftchaussee 115. Nach der Trennung des Paares 1935 zog Bianca mit ihren beiden Töchtern in die Wrangelstraße 2 und lebten dort bis 1939.

Ab dem 1. April 1906 war Martha Nathan im Hamburger Volksschuldienst beschäftigt. Seit 1909 war sie in der Schule Schanzenstraße/Altonaer Straße fest eingestellt. 1923 wechselte sie in die in unmittelbarer Nähe gelegene Schule Laeiszstraße 12 im Karolinenviertel. Der Hamburger Schlachthof lag gewissermaßen zwischen den beiden Schulen. 1924 trat sie der jüdischen Gemeinde bei. Ihre Schwester, Recha, war ebenfalls Lehrerin, war aber seit 1928 krank und erwerbsunfähig.

Unmittelbar mit der Übernahme der politischen Macht durch die NSDAP in Deutschland gingen die staatlichen Stellen in Hamburg daran, deren menschenverachtende Auffassungen zum Inhalt des Schulunterrichts zu machen. Dazu gehörte der Rausschmiss der politischen Gegner unter den Lehrerinnen und Lehrern aus dem Schuldienst. Mit dem “Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums” vom 7. April 1933 wurde erstmals der „Arierparagraph“ (Paragraph 3) formuliert, der die Beschäftigung von „Nichtariern“ im öffentlichen Dienst verbot und sie bis zum 30. September 1933 in den sofortigen Ruhestand versetzen sollte. Am 27. April 1933 ordnete die Schulbehörde eine Erhebung über die Lehrkräfte “nicht-arischer Abstammung” an.  Zu den rausgeschmissenen Lehrer:innen gehörte auch Martha Nathan. Bis 1936 wurden 637 Lehrerinnen und Lehrer in Hamburg entlassen. Das Resultat war die Eliminierung aller jüdischen Lehrerinnen und Lehrer im staatlichen Schuldienst sowie großer Teile des demokratisch und so­zialistisch eingestellten Flügels der Hamburger Lehrerschaft. Bis zum Sommer 1935 wurden an den allgemeinbildenden Schulen Hamburgs 55 % der 1932/33 noch amtie­renden Schulleiter durch neu ernannte ausgetauscht.

Auch wurde die Anzahl der jüdischen Schüler:innen an den staatlichen Schulen auf 1,5 Prozent begrenzt. Die Unterrichtsinhalte in den Schulen änderten sich. Bereits im Februar 1933, also noch vor der Bildung des Senats unter Führung der NSDAP, sah der “Hamburger Plan” aus der Schulbehörde die Erblehre und Rassenkunde als Leitlinie für den Unterricht vor. Am 15. Dezember 1933 erließ die Hamburger Schulbehörde Richtlinien für die Volksschulen. Sie ging von einer “Gefahr einer Verjudung Deutschlands durch fremdrassige Vermischung” aus.

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