An die über 1.700 jüdische Menschen, die am am 15. und 19. Juli 1942 über die damalige Volksschule Schanzenstraße nach Theresienstadt deportiert wurden, wollen Anwohner/innen aus beiden Wohngebieten um die der Sternschanze und dem Weidenviertel links und rechts des Bahnhofs erinnern. Die heute in den Viertel Lebenden erinnern nun bereits zum zweiten Mal daran: Am Mittwoch, den 15. Juli 2020, findet um 17.30 Uhr eine Kundgebung vor dem Bahnhof Sternschanze statt. Anne von Villiez, Leiterin der Bildungs- und Gedenkstätte der israelitischen Töchterschule in der Karolinenstraße Hamburg und Stefanie Wolpert, (Grüne) Vorsitzende der Bezirksversammlung Hamburg-Altona, werden auf der Kundgebung sprechen.
“Allein am 15. und 19. Juli 1942 mussten sich 155 jüdische Menschen in der Schule aus beiden Vierteln – Sternschanze und Weidenviertel – einfinden. Sie wurden von der Hamburger Polizei bewacht und über den Hannoverschen Bahnhof ins Ghetto nach Theresienstadt deportiert. Nur wenige überlebten.“, sagt Holger Artus von der Initiative “Kein Vergessen im Weidenviertel”. “Heute erinnern über 200 Stolpersteine auf den Gehwegen in beiden Wohngebieten an unsere ehemalige Nachbarn. Es waren Kommunisten und Sozialdemokraten, die Widerstand leisteten. Es waren Homesexuelle oder körperlich und geistig eingeschränkte Menschen. Es waren Jüdinnen und Juden. Viele darunter noch Kinder. So legen die Stolpersteine Zeugnis von Verfolgung und Vernichtung in unseren Straßen.”
„Unser Anliegen ist, nicht zu vergessen. Wie aktuell und wichtig das ist, zeigen das immer noch vorhandene antisemitische und rassistische Denken – und handeln: Die Morde an migrantische Menschen und an Politiker, wie die strukturelle Fremdenfeindlichkeit in Institutionen. Es gilt, für die demokratischen und sozialen Werte der deutschen Nachkriegsordnung einzustehen und sie zu verteidigen”, sagt Artus.
Hamburg, den 9. Juli 2020