Über die jüdische Werkschule in der Weidenallee 10b

Von 1935 bis 1941 war im Gewerbehaus in der Weidenallee 10b eine Werkschule der Jüdischen Gemeinde in Hamburg untergebracht, die Tischler und Schlosser ausbildete. 1941 zogen die noch verbliebenen Schlosser-Lehrlinge für eine kurze Zeit in Räume Beim Schlump 31. Der dann Betrieb wurde zum 31. März 1942 eingestellt. 

Die Werkschule war ab 1934 von der Jüdischen Gemeinde entwickelt worden, um den jüdischen Jugendlichen eine „Vorwerklehre“ anzubieten. Was 1934 als schulische Vorwerklehre begann, wurde ab 1936 eine Werkschule zur Ausbildung von Tischlern und Schlossern in der Weidenallee 10 b.

Die letzten Ausbildungsleiter der Tischler und Schlosser waren Jacob Blanari, Georg Bauer und Walter Mannheim. Jacob Blanari wohnte in der Weidenallee 10a und wurde am 8. November 1941 nach Minsk deportiert und ermordete. Walter Mannheim wohnte in der Schäferstraße 8 und wurde im Juli 1942 deportiert. Ermordet wurde er 1944 in Auschwitz. Auf Höhe der Weidenallee 6/12  und der Schäferstraße 8 erinnern Stolperstein an sie. Georg Bauer wurde am 19. Juli 1942 über die Schule Schanzenstraße nach Theresienstadt deportiert und am 4.10.1944 in Auschwitz ermordet. 

Mit der politischen Machtübernahme der Nazi 1933 wurde der Amtisemitismus Grundlage auch für das staatliche Vorgehen, sei es in Gesetzes oder Verordnungen bzw. Erlassen. Das hatte insbesondere für das Schulwesen und die jüdischen Schüler/innen in Hamburg gravierende Folgen. 

Am 25. März 1933 legte das “Gesetz gegen die Überfüllung der Hochschulen und Schulen” fest, das bei Neuaufnahmen darauf zu achten sei, das Reichsdeutscher “nicht arischer Abstammung … unter der Gesamtheit der Besucher der Schule den Anteil der Nichtarierer an der reichsdeutscher Bevölkerung nicht übersteigt.” In einer Durchführungsverordnung wurde der Anteilsansatz so festgeschrieben, dass nur 5 Prozent in einer Schule Juden sein durften. Auf Grund dieses Gesetzes kommt es bereits im Frühjahr 1933 zu ersten Abschulungen in Hamburg. 

Begleitet wurden diese schulischen Maßnahmen von einer beispiello­sen Versetzungs- und Entlassungspolitik innerhalb der Lehrerschaft. So wurden auf Basis des Gesetzes mit dem widersinnigen Titel „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom 7.4.1933 im Zeit­raum bis 1936 637 Lehrerinnen und Lehrer in Hamburg entlassen. Das Resultat war die Eliminierung aller jüdischen Lehrerinnen und Lehrer im staatlichen Schuldienst sowie großer Teile des demokratisch und so­zialistisch eingestellten Flügels der Hamburger Lehrerschaft. Bis zum Sommer 1935 wurden an den allgemeinbildenden Schulen Hamburgs 55 % der 1932/33 noch amtie­renden Schulleiter durch neu ernannte ausgetauscht. So z.B. die Schulleiterin der Volksschule Schanzenstraße 105, Emma Lange, da sie 1933 noch nicht in der NSDAP war. Das änderte sich aber schnell bei ihr. 

Die neue NS-geführte Hamburger Schulbehörde verfügte ab 1933 Erlasse, um eine „Durchdringung der ge­samten Schularbeit mit der nationalsozialistischen Weltanschauung“ zu erreichen. Schon in dieser Phase kam es auch zur Einführung der Rassenkunde, die nicht nur als gesonderter Unter­richtsinhalt behandelt werden, sondern als unterrichtliches Prinzip alle Fächer durchdringen sollte. 

Gingen 1932 die Hälfte der jüdischen Jugendlichen in Hamburg in die Talmud Thora Schule am Grindelberg oder die Israelitische Töchterschule, so war spätestens ab 1938 der Schulbesuch einer staatlichen Schule untersagt und die beiden Schulen mussten sämtliche jüdischen Schülerinnen und Schülern aufnehmen. Das bestehende eigenständige  jüdische Schulwesen war gezwungen, unter den Bedingungen der NS-Diktatur ein Schulsystem zu entwickeln, auch um ihren ausgegrenzten und verdrängen Kindern aus den staatlichen Schulen eine Zukunft zu schaffen.   Das betraf vor allem die Talmud Thora Schule und die Israelitische Töchterschule. Die beiden Schulen wurden zum Zufluchts- und Schutzraum jüdischer Kinder in einer ansonsten feindlichen Umgebung. 

Zu diesem neuen Gesamt-Angebot gehört auch eine berufsbegleitenden Werkschule für Tischler und Schlosser in der Weidenallee 10b. Ab 1934 wurde ein integriertes Angebot für die handwerklichen Berufe und Tischler  und Schlosser in der Talmud Thora Schule am Grindelberg angeboten. Ab 1935 wurden diese Ausbildung in der Weidenallee 10 b durchgeführt. Erst im 4. Stock,  dann später auch im  3. Stock.  Neben der handwerklichen Ausbildung in der Weidenallee 10b fand die schulische Wissensvermittlung in der Talmud Thora Schule statt. Es entsprach gewissermaßen dem heutige Blockunterricht in den Berufsschulen:  Eine zusammenhänge Zelt in der Schule und die meiste Lehrzeit in der Werkschule. 

Seit Ostern 1936 wurden von den jüdischen Schulen gemeinsam mit der Jüdischen Berufsberatungsstelle und der Beratungsstelle für jüdische Wirtschaftshilfe Lehrwerkstätten eingerichtet, die die männlichen Jugendlichen für den Schlosser- oder Tischlerberuf vorbereiten sollen. Für die weiblichen Jugendlichen, die sich im Bekleidungsgewerbe zu betätigen wünschen, wurden gewerbliche Kurse geschaffen. 

Die jüdische Werkschule In der Weidenallee 10b

So gab es von der Jüdische Gemeinde einen Gärtnerischen Ausbildungslehrgang in der Wilhelminenhöhe in Blankenese. Es gab aber auch eine Haushaltungsschule, Schneiderinnenfachschule und die Tischler und Schlosser-Ausbildung und Kursus-Angebote.

Von 1935 bis 1941 war im Gewerbehaus in der Weidenallee 10b eine Werkschule der Jüdischen Gemeinde in Hamburg untergebracht, die Tischler und Schlosser ausbildete. 1941 zogen die noch verbliebenen Schlosser-Lehrlinge für eine kurze Zeit in Räume Beim Schlump 31. Der dann Betrieb wurde zum 31. März 1942 eingestellt. 

Die Werkschule war ab 1934 von der Jüdischen Gemeinde entwickelt worden, um den jüdischen Jugendlichen eine „Vorwerklehre“ anzubieten. Was 1934 als Vorwerklehre begann, wurde ab 1936 eine Werkschule zur Ausbildung von Tischlern und Schlossern in der Weidenallee 10 b.

Die letzten Ausbildungsleiter der Tischler und Schlosser waren Jacob Blanari, Georg Bauer und Walter Mannheim. Jacob Blanari wohnte in der Weidenallee 10a und wurde am 8. November 1941 nach Minsk deportiert und ermordete. Walter Mannheim wohnte in der Schäferstraße 8 und wurde im Juli 1942 deportiert. Ermordet wurde er 1944 in Auschwitz. Auf Höhe der Weidenallee 6/12  und der Schäferstraße 8 erinnern Stolperstein an sie. Georg Bauer wurde am 19. Juli 1942 über die Schule Schanzenstraße nach Theresienstadt deportiert und am 4.10.1944 in Auschwitz ermordet. 

Mit der politischen Machtübernahme der Nazi 1933 wurde der Amtisemitismus Grundlage auch für das staatliche Vorgehen, sei es in Gesetzes oder Verordnungen bzw. Erlassen. Das hatte insbesondere für das Schulwesen und die jüdischen Schüler/innen in Hamburg gravierende Folgen. 

Am 25. März 1933 legte das “Gesetz gegen die Überfüllung der Hochschulen und Schulen” fest, das bei Neuaufnahmen darauf zu achten sei, das Reichsdeutscher “nicht arischer Abstammung … unter der Gesamtheit der Besucher der Schule den Anteil der Nichtarierer an der reichsdeutscher Bevölkerung nicht übersteigt.” In einer Durchführungsverordnung wurde der Anteilsansatz so festgeschrieben, dass nur 5 Prozent in einer Schule Juden sein durften. Auf Grund dieses Gesetzes kommt es bereits im Frühjahr 1933 zu ersten Abschulungen in Hamburg. 

Begleitet wurden diese schulischen Maßnahmen von einer beispiello­sen Versetzungs- und Entlassungspolitik innerhalb der Lehrerschaft. So wurden auf Basis des Gesetzes mit dem widersinnigen Titel „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom 7.4.1933 im Zeit­raum bis 1936 637 Lehrerinnen und Lehrer in Hamburg entlassen. Das Resultat war die Eliminierung aller jüdischen Lehrerinnen und Lehrer im staatlichen Schuldienst sowie großer Teile des demokratisch und so­zialistisch eingestellten Flügels der Hamburger Lehrerschaft. Bis zum Sommer 1935 wurden an den allgemeinbildenden Schulen Hamburgs 55 % der 1932/33 noch amtie­renden Schulleiter durch neu ernannte ausgetauscht. So z.B. die Schulleiterin der Volksschule Schanzenstraße 105, Emma Lange, da sie 1933 noch nicht in der NSDAP war. Das änderte sich aber schnell bei ihr. 

Die neue NS-geführte Hamburger Schulbehörde verfügte ab 1933 Erlasse, um eine „Durchdringung der ge­samten Schularbeit mit der nationalsozialistischen Weltanschauung“ zu erreichen. Schon in dieser Phase kam es auch zur Einführung der Rassenkunde, die nicht nur als gesonderter Unter­richtsinhalt behandelt werden, sondern als unterrichtliches Prinzip alle Fächer durchdringen sollte. 

Gingen 1932 die Hälfte der jüdischen Jugendlichen in Hamburg in die Talmud Thora Schule am Grindelberg oder die Israelitische Töchterschule, so war spätestens ab 1938 der Schulbesuch einer staatlichen Schule untersagt und die beiden Schulen mussten sämtliche jüdischen Schülerinnen und Schülern aufnehmen. Das bestehende eigenständige  jüdische Schulwesen war gezwungen, unter den Bedingungen der NS-Diktatur ein Schulsystem zu entwickeln, auch um ihren ausgegrenzten und verdrängen Kindern aus den staatlichen Schulen eine Zukunft zu schaffen.   Das betraf vor allem die Talmud Thora Schule und die Israelitische Töchterschule. Die beiden Schulen wurden zum Zufluchts- und Schutzraum jüdischer Kinder in einer ansonsten feindlichen Umgebung. 

Zu diesem neuen Gesamt-Angebot gehört auch eine berufsbegleitenden Werkschule für Tischler und Schlosser in der Weidenallee 10b. Ab 1934 wurde ein integriertes Angebot für die handwerklichen Berufe und Tischler  und Schlosser in der Talmud Thora Schule am Grindelberg angeboten. Ab 1935 wurden diese Ausbildung in der Weidenallee 10 b durchgeführt. Erst im 4. Stock,  dann später auch im  3. Stock.  Neben der handwerklichen Ausbildung in der Weidenallee 10b fand die schulische Wissensvermittlung in der Talmud Thora Schule statt. Es entsprach gewissermaßen dem heutige Blockunterricht in den Berufsschulen:  Eine zusammenhänge Zelt in der Schule und die meiste Lehrzeit in der Werkschule. 

Seit Ostern 1936 wurden von den jüdischen Schulen gemeinsam mit der Jüdischen Berufsberatungsstelle und der Beratungsstelle für jüdische Wirtschaftshilfe Lehrwerkstätten eingerichtet, die die männlichen Jugendlichen für den Schlosser- oder Tischlerberuf vorbereiten sollen. Für die weiblichen Jugendlichen, die sich im Bekleidungsgewerbe zu betätigen wünschen, wurden gewerbliche Kurse geschaffen. 

So gab es von der Jüdische Gemeinde einen Gärtnerischen Ausbildungslehrgang in der Wilhelminenhöhe in Blankenese. Es gab aber auch eine Haushaltungsschule, Schneiderinnenfachschule und die Tischler und Schlosser-Ausbildung und Kursus-Angebote.

19351936/193719371938
SchülerSchülerLehrerSchüler LehrerSchülerLehrer
Haushaltungs-
schule
363394001042
Schneiderinnen-
schule
222151226
Gärtnerische
Ausbildung
25141201265
Schlosser-Lehre) 20110117350
Tischler-Lehre)111110336
Kaufmännische/
Handelskurse
1004135152005
Quelle: Peter Offenborn

Die inhaltliche Fragestellung war von grundlegende Bedeutung: wie sieht unter den Bedingungen des Antisemitismus und NS-Terror, eine Zukunft für die jüdischen Menschen in Nazi-Deutschland aus?  Die Schulen setzten neben dem normalen Lehrstoff nun verstärkt auf eine berufsorientierte Vorbereitung für eine Flucht/Emigration nach Palästina oder in andere Aufnahmeländer. “Die Leute müssen neue Berufe lernen, mit denen sie auswandern können”, sagte Dr. Carl Coutinho über den den inhaltlichen Zweck der Werkschulen in Hamburg 

Die Talmud Thora Schule und die Israelitische Töchterschule wurden im April 1939 zwangsweise zusammengelegt. Seit 1941 durfte die Schule nur noch als Volksschule geführt werden und musste den Namen »Jüdische Schule in Hamburg« führen.  Am 15. Mai 1942 musste die Schule auf Anweisung des Hamburger Gauleiters der NSDAP, Karl Kaufmann, das Gebäude in der Karolinenstraße verlassen und zogen ins jüdische Waisenhaus am Papendamm um. 

1985 veröffentlichte Wilhelm Mosel in seiner Schriften “Wegweiser zu ehemaligen jüdischen Stätten in den Stadtteilen Eimsbüttel, Rotherbaum” über einen Vorgang, der die Israelitische Töchterschule und die Volksschule Schanzenstraße 105 betraf. In einem Schreiben der damaligen Schulleitung der Schanzenstraße an die Hamburger Schulverwaltung vom 2. April 1942  machte sie geltend macht, dass eine Verlegung der Schülerinnen der Israelitischen Töchter nicht erfolgen könne. Es sprechen “dringliche Gründe”, die die Schulleitung gegen eine Verlegung der “Judenschule” in die Klassenräume in das dritte Stockwerk. Der unbestreitbar „gute” Ruf der alten Mädchenvolksschule würde mir einem Schlage schwer geschädigt werden, wenn jüdische Kinder im Schulgebäude untergebracht würden. 

Das für die “Judenschule” vorgesehene Stockwerk sowie der Schulhof lägen nicht etwa abgeschlossen, sondern wäre vielmehr für die Blicke der umwohnenden Familien sichtbar. Die Umgebung sei die jüdische Bevölkerung nicht gewöhnt, so die Argumentation. Es befände sich unter den Schülerinnen der Schanzenstraße zurzeit nur “Mischlinge zweiten Grades”. Es würde also zu Hänseleien aus den Fenstern sowie andere unliebsame Zwischenfälle die Kräfte des zum Teil überlasteten Kollegiums unnötig in Anspruch nehmen. Da die Luftschutzräume der Schanzenstr. 105 nur für etwa 200 Personen zulässig seien, würde, wenn die jüdischen Schülerinnen dazu kämen, eine Berührung mit diesen unvermeidlich sein. Dieses enge Zusammensein von “arischen Personen” mit jüdischen Kindern müsse im Dritten als „unhaltbar“ abgelehnt werden. 

Diese Gründe würden die innere Ruhe des Schullebens der Schanzenstraße bedenklich stören und die infolge der schlechten häuslichen Verhältnisse besonders nötige Betreuung und Erziehung der Kinder stark beeinträchtigen, so daß man dringend um eine nochmalige Überprüfung der Angelegenheit bitte. 

Die meisten der letzten 76 Schülerinnen der Israelitische Töchterschule und ihre Lehrer wurden deportiert. Ihr Schulleiter, Dr. Albert Jonas, wurde mit seiner 18-jährigen Tochter Esther am 19. Juli 1942 über die Schule Schanzenstraße nach Theresienstadt deportiert. Dort starb er nach wenigen Wochen. Elisabeth Jonas überlebte, wie auch ihre Jugendliebe, Kurt Goldschmidt, der eine Schlosser-Lehre in der Werkschule Weidenallee 10b begonnen hatte. 

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