In der Schäferkampsallee 29 war seit vom September 1942 das Israelitische Krankenhaus. Heute befindet sich an der Stelle ein anderes Gebäude, das von medizinischen Einrichtungen bzw. der Uni genutzt wird.
Ella Michel wurde über die Schäferkampsallee 29 nach Terezin/Theresienstadt verschleppt. Sie war seit 1938 bis zu ihrer Deportation Krankenschwester im Israelitischen Krankenhaus in Hamburg. Seit September 1942 war das Krankenhaus in der Schäferkampsallee 29. Ella überlebte das KZ Auschwitz und später das KZ Bergen-Belsen. Sie selbst war nie wieder in Hamburg. Sie emigrierte 1946 nach Südamerika und hatte bis zu ihrem Tod in Brasilien ihre Liebe und Heimat gefunden. Ella Michel war nie wieder in Hamburg. Jetzt ist ihre Familie für einige Tage zu Besuch in Hamburg. Der Besuch der Schäferkampsallee 29 ist eine weitere Station nach der Johnsallee 54/68.
Das damalige Gebäude war 1898 von der Deutsch-Isrealischen Gemeinde gekauft und wurde zu einem Pflegeheim umgebaut worden. Man sprach seinerzeit von “Siechenheim”.
Der Kern: es sollte jüdischen Menschen, die dauerhaft erwerbsunfähig waren, eine freie Wohnung und Unterhalt gewähren. Dazu gehörten freie Begleitung, freie Verpflegung, freie Versorgung und freie Heilmittel. Es gab eine Verwaltung und einen Schwester. In der Schäferkampsallee 29 befand sich auch einen Synagoge. 1905 lebten hier 15 Personen im Pflegeheim. In seiner besten Zeit lebten dort 30 Menschen in der Einrichtung.
Charakter des Pflegeheims in der Schäferkampsallee 29 ändert sich in der NS-Zeit
Mit der Übernahme der staatlichen Macht durch die Nazis in Deutschland änderte sich alles für die Jüdinnen und Juden, also auch für das damalige Pflegeheim. In der Schäferkampsallee 25/27 war ebenfalls ein jüdisches Pflegeheim. Hier wurde im Laufe der NS-Zeit eine Versorgungsküche eingerichtet, um verarmte Menschen im Umfeld zu ernähren. Am Ende wurden aus den beiden Pflegeheime 25/29 und 29 so genannte Judenhäuser. Es wurden Massenunterkünfte, da den Menschen in den alten Mietwohnungen schrittweise gekündigt und sie gezwungen wurden, in die „Judenhäuser“ zu ziehen. Seit 1941 dienten diese Stifte zur Abwicklung der Deportation aus Hamburg in den “Osten”, wo sie ermordet wurden.
Die erste Bewohnerin aus der Schäferkampsallee 29, die von hier verschleppt wurde, war Ruth Warneck. Sie war eine schwer kranke junge Frau, der die Fürsorge bereits gestrichen wurde, weil sie Jüdin war. Sie musste in die Wohnung ihrer Tante in der 29 ziehen. Am 4. Dezember 1941 wurde sie nach Riga verschleppt. Sie musste sich dafür in einer Sammelstelle einfinden, vermutlich dem Schlachthof am Bahnhof Sternschanze. Von dort ging es zum Hannoverschen Bahnhof (heute Hafencity, hinter dem SPIEGEL-Gebäude) und dann nach Minsk. Sie kam am 1. Oktober 1944 ins KZ Stutthof (in der Nähe von Gdansk). Hier verloren sich ihre Spuren.
Seit Anfang 1942 waren alle Jüdinnen und Juden gezwungen, ihre Mietwohnungen zu verlassen. Sie mussten in diesen “Judenhäusern” wohnen. Am 15. und 19. Juli 1942 wurden 81 Bewohner:innen aus der Schäferkampsallee 25/27 und 29 über die Schule Schanzenstraße nach Terezin verschleppt. Insgesamt wurden 129 Menschen vom 4. Dezember 1941 bis 30. Januar 1944 von hier in den Osten aus den beiden Häusern verschleppt. Ella Michel war einige der wenigen von ihnen, die überlebte. Ruth Warneck wurde ins KZ Stutthof verschleppt
Aus der Schäferkampsallee 29 wird das Israelitische Krankenhaus
Im September 1942 musste das Israelitische Krankenhaus in die Schäferkampsallee 29 in das Pflegeheim einziehen. Nach den beiden Deportationen vom 15. und 19. Juli 1942 über die Schule Schanzenstraße stand das Gebäude leer. Es war für den Krankenhausbetrieb überhaupt nicht geeignet. Es musste auf Druck des NS-Regime aus dem letzten Standort in der Johnsallee 68 ausziehen. Die chronisch Kranken kamen in das ebenfalls leerstehende Pflegeheim in der Schäferkampsallee 25/27.