Blumen für Recha Lübke

Recha Lübkes Namen steht auf der Namenstafel der jüdischen Deportierten vom Juli 1942 vor der Ganztagsgrundschule Sternschanze. Heute hat Kersten Artus Blumen für sie niedergelegt.

Am 20. Februar 2024 wird im Hamburger Münzviertel, direkt hinter dem Hamburger Hauptbahnhof, eine Straße den Namen „Recha-Lübke-Damm“ bekommen.

Vor der Namenstafel sagte Kersten Artus: „Es ist mir ein Anliegen, die Erinnerung an unsere verfolgten, vertriebenen und ermordeten Nachbarn wach zu halten. Heute erleben wir, dass sich Reaktionäre wieder vereinen, um Menschen zu klassieren und auszusondern: Vor kurzem haben sich Nazis der „Identitären Bewegung“ mit Politikern der AfD und CDU-Mitgliedern aus der Werteunion in Brandenburg getroffen und über Deportationen von Geflüchteten und „nicht assimilierte“ Deutsche gesprochen – Rassismus pur. Wie gut, dass die Mehrheit sich seit Wochen dagegen erhebt. Denn was passieren kann, wenn Konservative sich mit Nazis verbündet, hat uns die Geschichte gezeigt. Dazu passt, dass die AfD in  gegen die Umbenennung des Högerdamm gestimmt hat.“

Lebensstationen von Recha Lübke

Recha Lübke wurde am 6. März 1880 in Hamburg geboren. Sie begann mit 19 Jahren am 1. April 1899 ihre Lehrerinnentätigkeit und trat zweieinhalb Jahre später, am 15. Oktober 1901, in den Hamburger Schuldienst ein, in der Mädchenschule in der Rosenallee 11 – im Münzviertel.Rosenallee 11

1934 aus dem Schuldienst entlassen

1934 wurde Recha aus dem Schuldienst vom damaligen Schulsenator Karl Witt (DNVP) entlassen. Die Deutsche Nationale Volkspartei DNVP bildete zusammen mit der NSDAP den Hamburger Senat, da die Nazis 1933 allein keine Mehrheit erreicht hatten. DNVP war schon lange vor 1933 eine antisemitische Partei.

Nach ihrer Entlassung engagierte sich Recha Lübke in den Einrichtungen des Israelitischen Humanitären Frauenvereins in der Innocentiastraße 19/21. Sie bezeichnete sich als „Vice“ des Heimes. Als das Wohnheim im Februar 1942 von den Nazis geschlossen wurde, war sie für die ordnungsgemäße Übergabe des Hauses verantwortlich. 1939 hatte sie einen Ausreise-Antrag nach Palästina gestellt, was mit Beginn des 2. Weltkriegs nicht mehr möglich war.

Lebensarten in der Isestraße 21 und Kleiner Schäferkamp 32

Von 1920 bis 1941 wohnte sie in der Isestraße 21. 1942 wurde sie gezwungen, in den Kleinen Schäferkamp 32 ziehen. Ursprünglich war das Haus, das um die Jahrtausendwende gebaut wurde, bis in die 1930er Jahre ein Stift mit dem Stiftungszweck, dass vor allem jüdische Frauen mietfrei wohnen konnten. Erst durch die Nazis und ihren Vernichtungsplänen aller Jüdinnen und Juden, wurde daraus ein so genanntes Judenhaus. Ab 1941 lebten sie darin in großer Enge beieinander und wurden bis zum 19. Juli 1942 fortlaufend deportiert.

Vor dem Kleinen Schäferkamp 32

Deportation am 19. Juli 1942 über die Schule Schanzenstraße

Recha Lübke wurde am 19. Juli 1942 über die Schule Schanzenstraße nach Theresienstadt/Terezin deportiert. Am 19. Oktober 1944 wurde sie von dort nach Auschwitz verschleppt und dort ermordet.

Stolpersteine vor der Rosenallee 11

Vor der früheren Schule in der Rosenallee 11 erinnert heute ein Stolperstein an sie wie auch ein weiterer für jüdische Lehrerin Bella Spanier, die 1933 ebenfalls ihre Arbeit verlor und 1941 deportiert und ermordet wurde. Für sie wird Münzviertel künftig der Bella-Spanier-Weg zu finden sein, der neu entsteht.

Recha Lübke-Damm und Bella-Spanier-Weg im Münzviertel

Beide Straßenbenennungen werden am Dienstag, den 20. Februar 2024 um 10 Uhr in der Öffentlichkeit erfolgen. Für Recha Lübke wird der  „Högerdamm“ umbenannt. 

Fritz Höger gehört zu den Mitarchitekten des Chilehaus und anderen Gebäuden, aber er war sehr früh NSDAP-Mitglied und ein übler Antisemit. Er war nach 1936 daran beteiligt, dass jüdische Architekten in Hamburg Berufsverbot erhielten. Der künftige „Recha-Lübke-Damm“ ist nur einige hundert Meter von der früheren Schule entfernt. 

Um 17 Uhr findet in der ehemaligen Schule Rosenallee 11, im Werkhaus, eine Erinnerungsveranstaltung zu den beiden Recha und Bella statt. Der Bezirksamtsleiter von Hamburg-Mitte, Ralf Neubauer, wird die Veranstaltung eröffnen. 

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