Ein Stolperstein für Frida Dannenbaum im Kleinen Schäferkamp 32 soll demnächst verlegt werden

Demnächst soll ein Stolperstein vor dem Kleinen Schäferkamp 32  für Frida Dannenbaum verlegt werden. Geplant war das am 27. April 2020. Doch die Corona-Maßnahmen führen zu einer zeitlichen Verschiebung.

Stolpersteine erinnern an die Opfer der NS-Zeit von 1933 bis 1945. In unserem unmittelbaren Wohnumfeld hier im „Weidenviertel“ gibt es mittlerweile über 100 davon. Sie erinnern an jüdische Menschen, an Kommunistinnen/Kommunisten und Sozialdemokratinnen/Sozialdemokraten, die ermordet wurden. Oder an Menschen, die aufgrund ihrer sexuellen Identität verfolgt wurden. Es waren Freimaurerinnen/Freimaurer oder Christinnen/Christen darunter. Oder sie wurden wegen einer Behinderung ermordet. 

Frida Dannenbaum, geborene Mendle, war am 19. September 1889 in Hamburg geboren, ihr Mann, Salomon Dannenberg, am 22. November 1873 in Dortmund-Lütgendortmund. Sie hatten am  30. Juni 1927 geheiratet und blieben kinderlos. Frida war Fabrikarbeiterin, Salomon arbeitete als Handlungsgehilfe und war 1910 nach Hamburg gezogen. Seit 1927 betrieb er in Altona ein Zigarrengeschäft, das er Ende 1938 schließen musste, weil er Jude war und niemand mehr beim ihm kaufte, kaufen durfte. Sie verarmten. Verzweifelt beantragte das Ehepaar im Januar 1939 Fürsorge-Unterstützung. 

Zu diesem Zeitpunkt wohnten sie in der Heinrich-Barth-Straße 11 für 25 Reichsmark zur Untermiete, hatten nur ein kleines Schlafzimmer und wenige Möbel. Frida Dannenberg fand im Februar 1939 wieder Arbeit, doch mussten sie – wie viele andere auch – aus ihrem kleinen Zimmer durch eine Verfügung der Nazis 1940 in den ehemaligen jüdischen Stift im Kleiner Schäferkamp 32 ziehen, der von den Nazis zum „Judenhaus“ umfunktioniert wurde. 

In den Listen der in Hamburg bekannten 21 Deportationen aus Hamburg habe ich 77 Namen jüdischer Menschen gefunden, die in den Kleinen Schäferkamp 32 eingewiesen wurden. Von den verschiedenen „Judenhäusern“ in der Stadt aus wurden später die Deportationen veranlasst. Salomon fand noch eine Beschäftigung bei Johannes Harder in Teufelsbrück, starb aber vor der Deportation. 

Frida Dannenberg wurde am 6. Dezember 1942 mit zehn weiteren Bewohnerinnen/Bewohnern aus dem Kleinen Schäferkamp 32 nach Minsk deportiert. Das gleiche Schicksal betraf auch die Geschwister von Salomon Dannenbaum, Olga und Berta, die noch in Dortmund lebten. Sie wurden 1942 in Riga, bzw. in Theresienstadt ermordet. Nach der letzten Deportation bei uns im Viertel am 15./19. Juli 1943 über den Schulhof der Schule Schanzenstraße wurde die ehemaligen jüdischen Stifte verkauft.

Hier das Nachbarschafts-Info als pdf

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