Lehrer/in, deportiert am 19. Juli 1942 über die Schule Schanzenstraße – Clara und Walter Bacher

Am 19. Juli 1942 wurde Walter Bacher zusammen mit seiner Frau Clara, geb. Haurwitz, über die Sammelstelle in der Schule Schanzenstraße ins Getto Theresienstadt/Terezin deportiert. 1944 wurden beide nach Auschwitz gebracht und ermordet.

Walter Bacher war von 1927 bis 1933 Lehrer an der Klosterschule in Hamburg und engagierte sich besonders beim Aufbau eines altsprachlichen Gymnasialzweiges. Er war Sohn jüdischer Eltern, wurde aber evangelisch-lutherisch getauft. Von 1911 bis 1914 und von 1918 bis 1919 studierte er in Halle und Freiburg Latein, Griechisch, Geschichte und Archäologie. Als Freiwilliger nahm er am Ersten Weltkrieg teil. 1919 wurde er zum Dr. phil. promoviert und legte ein Vierteljahr später das Staatsexamen für das Höhere Lehramt ab. Sein Referendariat absolvierte er in Merseburg und bestand 1921 die pädagogische Prüfung. Anschließend war er Gymnasiallehrer in Sachsen sowie Sekretär und Angestellter beim linksliberalen Gewerkschaftsbund der Angestellten.

Von 1925 bis 1927 arbeitete er als wissenschaftlicher Lehrer in Berlin, bevor er an die Hamburger Klosterschule am Holzdamm kam. Er trat dem Hamburger Philologenverein bei. Bacher, der von der jüdischen Jugendbewegung geprägt worden war, vertrat moderne Unterrichtsprinzipien und galt als fortschrittlich. Seine pädagogischen Reformvorschläge publizierte er im Deutschen Philologenblatt. 1931 wurde er überraschend als Klassenlehrer abgelöst. 1928 wurde an der Schule auf seine Initiative hin mit dem Aufbau eines altsprachlichen Gymnasialzweiges begonnen; Ostern 1933 konnten die ersten Abiturprüfungen mit Bacher als Griechischlehrer abgelegt werden. Dies war das erste Abitur einer Mädchenklasse mit dem Fach Griechisch in Hamburg. Im Mai 1933 wurde Bacher vom Schuldienst beurlaubt und am 29. Juli 1933 durch das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums entlassen. 1933/34 hielt er historische Vorträge in der Deutsch-jüdischen Gemeinde ab.

1935 trat Bacher der jüdischen Gemeinde bei. Er wurde aushilfsweise an der Talmud-Tora-Schule beschäftigt, ab 1938 war er dort fest angestellt. 1941 leitete er zwei Klassen gleichzeitig. Auch nach Einstellung der Gehaltszahlungen zum 1. April 1942 unterrichtete er dort bis zur Schulschließung Ende Juni 1942 im Papendamm weiter.

Clara Haurwitz wurde am 15. Oktober 1898 in Hamburg geboren. Ihre Eltern waren jüdischer Herkunft, sie ließen aber ihre Tochter am 29. Juli 1903 evangelisch taufen. 1905 wurde sie in die erste Klasse des Lyceums Klosterschule eingeschult und machte 1915 Lycealabschluss, der der heutigen Mittleren Reife entspricht. Sie setzte ihre Ausbildung im Lehrerinnenseminar der Klosterschule fort und stellte einen Antrag auf Minderung des Schulgeldes, woraufhin sie eine halbe Freistelle erhielt. 1920 schloss sie ihre Ausbildung ab mit der Lehrbefähigung für untere und mittlere Klassen. Wegen der politischen und wirtschaftlichen Krisen in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg blieb sie jedoch zwei Jahre lang ohne feste Anstellung. 1922 erhielt sie eine Stelle als Lehrerin in der Schule „Lyceum von Fräulein Predöhl“ am Hofweg 88. Am 2. Juli 1929 heiratete sie Dr. Walter Bacher, Lehrer an der Klosterschule. Beide waren Mitglied der SPD, sie gehörten der sozialdemokratischen „Volksheimbewegung“ und der „Sozialistischen Arbeiterjugend“ an und nahmen an deren Veranstaltungen und Ausflügen teil. Wenige Wochen vor dem 30. Januar 1933 war Clara Bacher in den Vorstand der „Vereinigung ehemaliger Klosterschülerinnen“ gewählt worden.

Im Jahr 1933 wurde ihr Ehemann vom Schuldienst beurlaubt und kurze Zeit später entlassen. Clara Bacher trat aus dem Vereinsvorstand aus. Sie verlor ihre Arbeit, weil das „Lyceum Fräulein Predöhl“ wegen finanzieller Schwierigkeiten schloss. Clara Bacher unterrichtete zeitweilig nebenamtlich in den Fächern Rechnen und Mathematik in der Israelitischen Töchterschule Karolinenstraße. Spätere Bemühungen, aus Deutschland heraus zu kommen, scheiterten. Im Frühsommer 1942 musste Clara Bacher mit ihrem Mann in ein „Judenhaus“ am Großneumarkt umziehen, dort hatten sie zu zweit nur ein kleines Zimmer. Am 19. Juli 1942 wurden sie und Walter Bacher in das Getto Theresienstadt deportiert.

(Quelle: Stolpersteine Hamburg)

Ein Kommentar

  1. Beèindruckend geschrieben, alle achtung fúr wie diese Geschichte von diesen Menschen in deren Zeit. Was ein Glùck das Hamburg sein verrùcktsein hinter sich gelassen hat. Hoffentlich bleibt es so…Toi,toi,toi

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