Schülerin, Schule Schanzenstraße: Laura Rosenberg – verfolgt und verstümmelt

Laura Rosenberg Laura ging von 1940 bis 1943 in die Schule Schanzenstraße/Altonaer Straße, mit ihrer Mutter und ihren beiden Geschwistern wohnte sie in der Vereinsstraße 18. Die Rosenbergs waren Sint*izze. Diese Volksgruppe,  die Sinti und Roma, wurden durch das NS-Regime verfolgt, deportiert und zehntausendfach ermordet: bis zu 500.000 Roma und Sinti wurden vernichtet.. 

Wer waren die Rosenbergs?

Anna Lutz wurde am 4. August 1899 geboren und war seit 1924 mit Heinrich Rosenberg verheiratet. Sie lebten seit 1925 im Alten Steinweg 52, zusammen mit ihren vier Kindern Johann (geb. 1921), Emilie (1923), Martin (1929) und Laura (1930). 1939 war Anna, nachdem Heinrich verstorben war, zur Familie ihres Vaters in die Vereinsstraße 18 gezogen, die dort seit 1925 wohnte.

Anna war seit 1918 als gewerbliche Verkäuferin freiberuflich aktiv und wirtschaftlich erfolgreich, bis 1940 die Gestapo ihr den Gewerbeschein abnahm und sie ihren Beruf nicht mehr ausüben konnte. Sie musste sich beim Arbeitsamt melden und wurde als Zwangsarbeiterin verpflichtet. 1943 zogen die Rosenberg nach Sandlingen bei Celle. Als die dortige Nachbarschaft erfuhr, dass es sich um eine Sinti-Familie handelte, flohen sie weiter nach Beedenbostel. Hier wurden sie ebenfalls vertrieben und lebten seit dem 22. Dezember 1944 wieder in Hamburg in der Thadenstraße 83. 

Die Kinder von Anna Rosenberg

Da Heinrich Rosenberg kein Sinti war, wurden die Rosenbergs von der Nazi als „Versippte“ bezeichnet. Sie wurden nicht wie die anderen Sinti und Roma aus Hamburg deportiert. Ihre jüngste Tochter Laura ging ab 1937 in die Schule, seit 1940 in die Schule Schanzenstraße. Die damalige NSDAP-Schulleiterin Emma Lange mahnte im April 1942 in einem Schreiben an die Schulbehörde, dass sie den Schulablauf störe, da sie eine “Versippte” sei. Emilie wurde ab 1942 als Zwangsarbeiterin bei der Sackfabrik Egmont Gross und bis 1944 bei der Metallwarenfabrik Altona eingesetzt. 

Sie und ihre Geschwister, Emilie und Martin, wurden auf Anweisung des damaligen Gesundheitssenators Ofterdinger von der Gestapo abgeholt und im Frauenkrankenhaus des AK Altona in der Bülowstraße zwangssterilisiert. In Hamburg wurden in der NS-Zeit zehntausende Menschen zwangssterilisiert. Zur Legitimation dieses Verbrechens, um das „deutsche Blut“ rein zu halten, hatte die Stadt einen so genannten Erbgerichtshof eingerichtet, der massenhaft „beschloss“, dass diese Misshandlungen rechtens sind. Bei Emilie, Martin und Laura erfolgte es ohne Gerichtsbeschluss. Der ausführende Arzt, Prof. Hans Hinselmann, drohte den von ihm zwangssterilisierten Sinti*izze, dass sie nach Auschwitz kommen, wenn sie der Maßnahme nicht zustimmen. Laura Rosenberg litt schwer unter der Misshandlung und ging jahrelang nicht mehr aus der Wohnung ihrer Familie, auch nach 1945. Willi Johann (geb. 13. Oktober 1921) war am 21. April 1939 festgenommen worden und saß bis zum 27. Juli 1939 im Hamburger Untersuchungsgefängnis. Von dort wurde er ins Staatskrankenhaus Langenhorn eingewiesen. Am 8. August 1943 wurde er erst nach Scheuern  verlegt, von wo er am 30. September 1943 in die so genannte Pflegeanstalt Hadamar gebracht und am 12. Oktober 1943 ermordet wurde. 

Nach 1945

Anna, Emilie, Martin und Laura Rosenberg haben die NS-Verfolgung überlebt, ihr Bruder nicht. Mit der Befreiung Deutschlands und Europas vom Faschismus 1945 fand das Morden ein Ende. Es gehört aber zu den schmerzhaften Wahrheiten, dass die Hetze und der Hass gegen Roma und Sinti damit nicht endete. Im Handeln und Denken in der Stadt nach 1945 waren sie weiterhin Ansässige, Diebe und galten als arbeitsscheu, wurden verfolgt und ausgegrenzt. 

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