Stolpersteine für Gerda, David und Benno Tarnowski, Lippmannstraße 32

Am 28. Juni 2021 werden vor der Lippmannstraße 32 drei Stolpersteine verlegt. Sie sollen an Gerda, David und Benno Tarnowski erinnern. Benno und David Tranowski waren die Kinder von Joseph (geb. 1879 in Kszias/ Niederschlesien) und Genia Weiszmann (geb. 1878 in Olkusz, nahe Krakau). Gerda Löwenstein die spätere Frau von David.

1910 zogen Josef und Genia Tarnowski nach Hannover. Hier wurde ihr Sohn Bernhard (31. Juli 1910) geboren. Nach dem Umzug nach Hamburg kamen David (16. Mai 1913), Regina (22. Juli 1914) und Benno (8. Juni 1920) auf die Welt. Die Familie wohnte bereits in der Altonaer Friedenstraße 32, heute Lippmannstraße.

Über den weiteren Lebenslauf der Kinder der Tarnowski habe ich bis über Bernhard und seine spätere Ehefrau Emma nicht viel herausgefunden. Er überlebte den Holocaust und forderte später Wiedergutmachung. Emma wurde in Auschwitz ermordet. An sie erinnert ein Stolperstein in der Brahmsallee 11. Regina Tarnowski konnte 1939 mit ihrem Mann nach England fliehen und überlebte, genauso wie ihre Mutter Genia, die über Antwerpen in Belgien später nach England flüchtete. Joseph starb am 30. Juni 1941 im besetzten Warschau.

Benno lebte bis zu seiner Abschiebung in der elterlichen Wohnung in der damaligen Friedenstraße 32 – im Rahmen der „Polenaktion“ am 28. Oktober 1938. Es handelte sich um eine kurzfristig durchgeführte gewaltsame Verhaftung auf Anweisung Heinrich Himmlers von mindestens 17.000 im Deutschen Reich lebenden, aus Polen eingewanderten, Jüdinnen und Juden an die polnische Grenze. Im Schanzenviertel waren auch die Familie Fränkel aus der Bartelsstraße 9 oder die Familie Ehrlich aus der Schanzenstraßte 14 betroffen. Bei Ihnen um die Ecke, in der Juliusstraße 12, wohnte Moritz Meiseles, er wurde an diesem Tag ebenfalls deportiert. Auch an sie erinnern heute Stolpersteine.

Benno Tarnowskis war im Ghetto Tschenstochau interniert und wurde von dort aus ab Juni 1943 als jüdischer Zwangsarbeiter für die HASAG in der Fabrik „Pelcery“ eingesetzt. Die „HASAG“, Metallwarenfabrik Hugo Schneider AG, war ein Industriekonzern, der auch Munition herstellte. Am 18. Januar 1945 wurde Benno ins KZ Buchenwald verschleppt und von dort auf einen der Todesmärsche ins KZ Bergen-Belsen geschickt. Er überlebte nicht. Sein Todesdatum ist unbekannt.

David Tarnowski heiratete Gerda Löwenstein (geboren am 6. Oktober 1916) am 16. September 1938 in Hamburg. Offenbar wollten sie im Mai/Juni 1939 nach Panama auswandern, gingen aber dann nach Italien. Sie wurden dort verhaftet, am 21. November 1943 in das Sammellager Drancy (Südfrankreich) verschleppt und am 7.Dezember 1943 nach Auschwitz deportiert. Für David ist das Todesdatum 25. März 1944 ausgewiesen, Gerdas Todesdatum ist unbekannt.

In fast allen Straßen im Schanzenviertel liegen Stolpersteine. So in der Lippmannstraße 69 für Amandus Karges und Alfred Norden. Sie erinnern an ermordete Widerstandskämpfer aus der KPD und SPD; es sind homosexuelle Opfer, darunter, Kranke wie jüdische Menschen, Sinti und Roma. Allesamt ermordet. Auch öffentliche Orte erinnern an die Naziverbrechen wie an die Deportation jüdischer Menschen nach Theresienstadt 1942 über die Ganztagsgrundschule Sternschanze. Unter www.sternschanze1942.de können Sie sich informieren.

Erinnerung an die Deportation über die Schule Schanzenzenstraße am 15. und 19. Juli 1942

Am 15. und 19. Juli 1942 wurden über unseren Stadtteil über 1.700 jüdische Menschen nach Theresienstadt deportiert. Sie mussten sich in der Schule Schanzenstraße einfinden. Von hier wurden sie von der Hamburger Polizei auf Mannschaftswagen zum Hannoverschen Bahnhof transportiert.

Am 15. Juli 2021 findet eine virtuelle Erinnerung an diese beiden Deportationen über das Schanzenviertel statt. Ab 17 Uhr veröffentlichen wir ein 15-minütiges Video zu diesem Ereignis. Seien Sie gerne dabei.https://www.sternschanze1942.de/15Juli2021

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert