Ruth und Manfred Meiberg, geboren 1932 und 1934, ermordet 1944

Ruth und Manfred Meiberg waren zwei der 13  Abgangsschüler/in der Israelitischen Töchterschule, die im Juli 1942 über die damalige Volksschule Schanzenstraße 103 nach Theresienstadt deportiert wurden. Da die Israelitische Töchterschule von den Nazis am 15. Mai 1942 geschlossen wurde, datierte ihr Abgangszeugnis auf den 30. Juni 1942. 

Ruth Meiberg wurde am 27. Mai 1932 geboren, ihr Bruder Manfred am 5. November 1934. Ihre Eltern waren Julius Meiberg, geboren am 4. Juni 1897, und Frieda Birnbaum, geboren am 11. Dezember 1903. Sie waren seit 1929 verheiratet und wohnten mit ihren den Kindern in der Grindelallee 134.  1938 verlor Julius Meiberg seine Stellung, da der jüdischen Firmeninhaber sein Unternehmen an einen “Arier” verkaufen musste und alle jüdischen Angestellten entlassen wurden.

Nach der Erzählung von Astrid Louven konnten Ruth und Manfred Meiberg mit einem Kindertransport nach Frankreich fliehen. Sie gehörten zu den 700 Kindern, denen Frankreich nach dem Novemberpogrom 1938 Asyl bot. Nach der Besetzung Paris am 10. Juni 1940 durch deutschen Truppen, wurden die jüdischen Kinder jedoch erneut zu Flüchtlingen und nach Südwestfrankreich evakuiert. “Seit Juni 1940 konnten die Nachrichten aus Paris nur noch beunruhigen”, schreibt Astrid Louven. “. Ein „Judenreferat“ war eingerichtet worden, das sich sofort daranmachte, antijüdische Maßnahmen anzuordnen. Unter diesen Umständen erwogen viele Eltern die Rückkehr ihrer Kinder oder holten sie wieder nach Hause. Am 5. Dezember 1940 kehrten auch Ruth und Manfred nach Hamburg zurück – das geht aus einem Eintrag auf der Kultussteuerkarte hervor. So gehörten sie unglücklicherweise nicht zu den zahlreichen jüdischen Kindern, die 1941/42 von Frankreich aus in den USA Aufnahme fanden und gerettet wurden.“

Die beiden Kinder gingen in Hamburg wieder in die Israelitische Töchterschule, bis zum 14. Mai 1942 in der Karolinenstraße 35, danach wurde sie im Pflege- und Waisenheim am Papendamm auf Höhe des Grindelviertels bis zum 30. Juni 1942 unterrichtet. Danach war der Schulbetrieb verboten worden.

Am 17. März 1942 wurden die Familie gezwungen, in das so genannten Judenhaus im Kleinen Schäferkamp umzuziehen. Die Mutter von Julius Meiberg, Fanny Meiberg, geboren am 6. Januar 1872, musste hier auch wohnen. 

Über die beiden Schulkinder, Ruth und Manfred Meiberg, schreibt Astrid Louven: „Manfred verließ die Klasse G 1 mit Ende des 1. Schuljahres. Seine Lehrerin Rebecca Cohn schrieb über ihn: „… ist ein fleißiger Schüler. Er rechnet sehr gut. Seine Leistungen im Lesen sind gut. Diktate schreibt er jetzt auch besser. Besonders gut sind seine Leistungen im Hebräischen. Manfred ist musikalisch begabt. Er hat das Klassenziel erreicht.“ Ruth hatte in fast allen Fächern die Note Eins erreicht. Die Zeiten des Schulbesuchs wurden von ihrer Klassenlehrerin Flora Rosenbaum wie folgt notiert: „… hat unsere Schule seit April 1939 bis Juli 1942 besucht und war seit September 1941 Schülerin der Klasse G 3.“ Die zeitliche Diskrepanz, die sich aus dem Datum der Einschulung im April 1939 und dem Aufenthalt der Kinder in Frankreich ab Januar 1939 ergibt, konnte nicht mehr geklärt werden. Möglicherweise haben die Kinder Hamburg auch nicht verlassen. Dagegen sprechen eine OFP-Aktennotiz und der erwähnte Eintrag auf der Kultussteuerkarte, wo auch das Datum ihrer Rückkehr im Dezember 1940 notiert wurde.

Am 19. Juli 1942 wurden die fünf über die damalige Volksschule Schanzenstraße, die nur einige hundert Meter vom Kleinen Schäferkamp 32 entfernt war, nach Theresienstadt deportiert. Fanny Meiberg starb dort am 16. Oktober 1943. Julius Meiberg wurde am 28. September 1944 nach Auschwitz deportiert. „Wenige Tage später, am 4. Oktober 1944, mussten auch Frieda Meiberg und ihre Kinder Ruth und Manfred den gleichen Weg gehen. Es ist anzunehmen, dass die Meibergs unmittelbar nach der Ankunft in den Gaskammern von Auschwitz getötet wurden.

Vor dem Kleinen Schäferkamp 32 erinnert Stolpersteine an die Meibergs.

Am 25. Oktober 2021 wurde die Nachbarschaft aus dem Kleinen Schäferkamp 32, in dem Haus, in dem die Meibergs wohnten, zu einer Stolperschwellen-Verlegung am 9. November 2021 um 18 Uhr eingeladen.

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