Deportiert am 19. Juli 1942: Peter Glück, Magarethenstraße 34

Die Margaretenstraße 34 gibt es nicht mehr. Die heutigen Hausnummern decken sich nicht mit denen, als Erna, Ellen und Peter Glück in den 1930er Jahren hier wohnten. Sie lag in der Mitte zwischen Vereinsstraße und Lindenallee.

Was ist das Besondere an der Familie Glück?

Ellen und Peter Glück gehörten zu den beiden jungen jüdischen Menschen, die am 19. Juli 1942 über die Schule Schanzenstraße am 19. Juli 1942 nach Theresienstadt/Terezin deportiert wurden. Deutschland sollte nach Auffassung der Nazis “judenfrei” werden. Deshalb hatte man sich zu Beginn der 1940er Jahre dafür entschieden, sie aus Deutschland zu vertreiben – und zu vernichten. Ihre Mutter, Erna, wurde noch im Februar 1945 nach Theresienstadt verschleppt. Da sie seit 1931 mit einem nichtjüdischen Mann, Ernst Bogisch, verheiratet war, wurde sie 1942 als Jüdin noch nicht deportiert. Ihrem Mann wurde 1944 die Arbeit gekündigt, er wurde als Zwangsarbeiter in Hamburg zur Arbeit eingesetzt. Während Ellen und Peter ermordet wurden, erlebte Erna die Befreiung Theresienstadt/Terezin und kehrte nach Hamburg zu ihrem Partner zurück.

Wer waren Ellen und Peter Glück?

Ellen Glück wurde am 19. April 1924, Peter am 14. November 1925 in Hamburg geboren. Ihre Mutter, Erna Littmann, hatte beide in die Ehe mit Fritz Bogisch gebracht, am 25. Juli 1931 hatten sie geheiratet. Zu diesem Zeitpunkt wohnten sie in der Margarethenstraße 34, im Haus 2. Erna sprach später davon, dass Peter trotz der Ehe mit dem evangelischen Partner, jüdisch erzogen worden sei. Er ging auf die Talmud Tora-Schule im Grindelviertel. Nach der achten Klasse verließ er sie und wollte eine Lehre beginnen. Da er er jüdischen Religionsgemeinschaft angehörte, wurde ihm aber eine Besuch in der Berufsschule verweigert.

Ellen begann eine Ausbildung als Krankenpflegerin im Jüdischen Altenheim in der Grünestraße 5, Altona und lebte in der dortigen Einrichtung. Peter wohnte bei seinen Eltern. Sie mussten 1940 im Schopenstehl 1-3 umziehen. Eine Adoption der beiden Kinder durch Fritz Bogisch hatten die Behörden abgelehnt. Für die beiden Kinder sollte das später furchtbare Folgen haben, da sie nach den rassistischen Gesetzen „Volljuden“ waren und am 19. Juli 1942 deportiert wurden, während Erna durch die Ehe mit Fritz zeitweilig vor der Deportation schützte. Erna wurde am 24. Februar 1945 nach Theresienstadt/Terezin deportiert.

Nach dem Verbot des Besuchs einer Berufsschule arbeitete Peter als Zeitungszusteller, bevor er in der jüdischen Werkschule in der Weidenallee 10bc im 4. Stock eine Schlosserausbildung anfing. Das NS-Regime hatte die Ausbildung toleriert, da deren Ziel die Emigration der jüdischen Jugendlichen war. Noch ging es ihnen nicht um die Vernichtung aller europäischen Juden. Wie heute gab es auch noch den schulischen Teil der Ausbildung und dafür ging er wie die anderen Lehrlinge in die Israelitische Töchterschule in der Karolinenstraße.

Auf Empfehlung eines Freundes der Familie zog Peter  in das Jüdischen Waisenheims in der Papenstraße (heute Martin Luther King-Platz), wo sich für einige Wochen im Mai/Juni 1942 noch die Israelitische Töchterschule war. Zum Zeitpunkt der Deportation lebte er in der Kielortallee 22 bei E. Cohn. Seine Schwester, Ellen, hatte nach ihrer Ausbildung  als Krankenschwester im Israelitischen Krankenhaus in der Johnsallee 54 angefangen, wo sie auch lebte. Beide wurden am 19. Juli 1942 über die Sammelstelle in der Schule Schanzenstraße mit über 800 jüdischen Menschen von hier über den Hannoverschen Bahnhof (heute Hafencity) nach Theresienstadt/Terezin verschleppt.

Am 28. September 1944 wurde Peter von Theresienstadt/Terezin bei Prag nach Auschwitz verschleppt und ermordet. Ellen wurde am 6. Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert und ermordet.

Erna Bogisch erlebte die Befreiung von Theresienstadt durch die Rote Armee am 8. Mai 1945. Im Juni 1945 kehrte sie nach Hamburg zurück. Sie und ihr Mann wussten zum Zeitpunkt nichts über das Schicksal ihrer Kinder. Sie wurden erst später für tot erklärt. 

Ein Kommentar

  1. danke für deinen Ton und auch besondere Worte für dieses geschehen. Auch meine Mutter hat dieses erlebt .sie ist im Leben geblieben weil sie durch Arischen Deutschen adoptiert ist und dan zwischen kindern von Militärischen Eltern nach Bayern geschickt ist. Sie durfte nicht erzählen wer sie war und muste sich eine Familie erfinden .
    Als Kind war uch oft empört, weil meine Mutter so oft nicht die Wahrheit sprach…Jetzt begreife ich es ..und auch, Mutti musste mit 9 Jahre die Schule verlassen, und doch hatte sie eine innerliche Bildung…Und dan fragt man, eine Bundesdeutsche,mich weshalb die Regierung meine Mutter eigentlich am Leben gelassen hat…
    Als wäre es ganz normal, das man die Juden ermordet..wie man auch Unkraut aus den Garten ziet..
    Juden.. als wären das keine Burger Hamburg, aber Ratten.

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